Couplet

 

Bladdy Groth

War ein Mädchen von zartem Geblüt,

Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot.

Bladdy Groth war ein Mädchen von keuschem Geblüt

Und sie hat doch für viele Männer geglüht

Und keiner hat sich umsonst gemüht

Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.

 

Und die sang, und sie spielte und tanzte zur Nacht

Und sie hat mich dort öfters ausgelacht

Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot.

 

Und was haben wir alles mit ihr nicht gemacht

Und sie hat sich doch gar nichts dabei gedacht

Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.

 

Und ihr Nacken, er war wie von Küssen verzehrt

Und sie hat sich doch vor niemand gewehrt

Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.

Und die Augen, die schossen Blitze blau

Und ihr Kleid war meistens auch himmelblau

Und heut ist zu der Engel Frau

Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.

 

Ah, wie werden die geflügelten Lucifere ihr zusehn,

Wenn sie mit den Engeln tengelntateratata.

Ob es im Himmel, Bladdy Groth! Bladdy Groth!

Wohl Sekt gibt?

 

 

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Jakob van Hoddis (Geburtsname Hans Davidsohn; * 16. Mai 1887 in Berlin; † 1942 in Sobibór, „Generalgouvernement“) war ein deutscher Dichter des literarischen Expressionismus. Er ist besonders bekannt für das Gedicht Weltende, ein Werk aus der Anfangszeit des Expressionismus. KUNO möchte den Lyriker nicht auf dieses OneHitWonder reduziert wissen. 70 weitere Gedichte erschienen in den Avantgardezeitschriften Die Aktion und Der Sturm. Sein lyrisches Werk ist vor allem gekennzeichnet durch starke Chiffrenhaftigkeit und dadaistische Elemente. Viele seiner Gedichte zeigen einen skurril-grotesken Inhalt, vermischt mit naiven und schwarz-humoristischen Formulierungen.

Weiterführend →
Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.