WortGeil

Zum geflügelten ReizWort wurde der Claim  eines bekannten Elektronikriesen:

„Geiz ist geil“ und fand salonfähigen Einzug ins deutsche Sprachwohnzimmer.

Der Begriff „geil“ stand ursprünglich für eine aufrecht stehende Pflanze und erfuhr seine zweideitig-eindeutig nachfolgende Bedeutung erst viel später. Man darf getrost davon ausgehen, dass viele Jugendliche mindestens die ursprüngliche Bedeutung aus der Biologie nicht kennen. Die Metamorphose des Begriffs „Geil“ zum UniversalSteigerungsSynonym für maximal Begeisterndes, Aufregendes. Mündlichkeit, die sich verschriftlicht, und die Schaffung weiterer interessant-kreativer Sprachevolutionen schreitet fort.  Selbst DIE Institution der deutschen Sprache, der Duden hat diese Evolution in sein Szenewörterbuch aufgenommen.

Revolutionär dazu erfand sich eine neue Sprache, die Internetsprache.

WortChancen oder SprachUntergang?

„Omfg ihr seid ja rofl regt euch ab, nja ich finds lol *gg*“, so oder so ähnlich manifestiert (oder definiert!!!) sich Internetsprache. Sprache ist das einfachste, effektivste und beliebteste Mittel sich abzugrenzen und zu definieren und begleitet bekanntermaßen den Prozess des Erwachsenwerdens. Diese spezielle chat- und sms-Kommunikation lebt von der Schnelligkeit und konservativer Text kann diesen Anforderungen nicht genügen. Die Sprache hat sich nicht verändert, sondern nur das Verhältnis von Sprache und Schrift.  WerbeTexter können hier durchaus lernen,  mit welcher Begeisterung knappe und treffende Sachverhalte,  Gefühle oder Ironie in teils fantastischen Wortverschmelzungen eine Aussage transformieren und ihr Zielpublikum finden. Des Weiteren, wer beim chatten schnell oder parallel mit mehreren schreibt, muss die gesunde Basis einer Standardsprache hierfür haben.  Die Variationen sind größer geworden und fließen in den gesprochenen Alltag oder vereinfachen sperrige Ausdrücke.

Behördensprache z.B. hat den Sinn der möglichsten Unpersönlichkeit, aber im Duden findet man tatsächlich dieses Wortungetüm:

Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung.

Nun gut, dieses Wort hat sicher weder Relevanz im Internetsprachgebrauch noch im umgangssprachlichen Alltag, aber ich persönlich würde DAS eher sprach gefährdend einordnen, als Szenewörter oder die so genannte Internetsprache. Umgangssprachliche Verkürzungen werden sich zeitversetzt und ganz natürlich in die Schriftsprache einflechten. Etwas zu vereinfachen bedeutet nicht den Untergang, denn eher die Essenz zu finden.

HybridWorte

Anglizismen oder denglisch polarisiert die Deutschen mitunter so sehr, dass selbsternannte oder auch von Berufs wegen Sprachhüter partout eindeutschen, was sich etabliert hat und selbst über 60-Jährige kennen. Diese Versuche sind eher peinlich; wer würde denn explizit von einem Prallkissen sprechen, wenn der airbag gemeint ist. Die Schuldigen an diesem Missverhältnis sind nach Sichtung und Lage der Dinge gefunden, „die, die was mit Medien machen“. Was so auch stimmt. Natürlich sind Jugendliche diejenigen, die mit den neuen Medien intensiv und exzessiv Kontakt pflegen und ausbauen, was sich im globalen Dorf www

internetumgangssprachlich und möglichst originell anfühlt. Der Coolness-Faktor,  der durch Sprache steigt und ganz andere Blickwinkel öffnet. Die Möglichkeiten, die sich der Werbung im Netz auftun, generieren nicht immer ganz klar erkennbar ein „wer ist hinter wem her“ im trendsetting oder trendfollowing; und Wortwettrennen sind für gewisse Stilblüten nicht ganz unverantwortlich.

Übertreibungen, die es wirklich schwer machen, den Sinn dahinter zu erkennen, erledigen sich in der Regel von selber. Hybridbildungen, Anglizismen zeugen eher von einer kreativen Lust an Sprache, weil Wörter nicht wahllos zusammengesetzt, sondern sinnig in die deutsche Grammatik gebeugt werden. Googeln, liken, take-away, downloaden sind Bezeichnungen, die ohne veränderte Lebensgewohnheiten so nicht entstanden wären und selbst von über Vierzigjährigen in ihr WortWeltbild integriert worden sind.

SprachAusgang

Sprache steht wie die Menschen in ständigem Kontakt zu Nachbarn – a priori Englisch – und entwickelt sich lebendig im Dialog weiter. Genauso wie wir Menschen unsere einzigartige DNA und unverkennbare Charakteristika haben, bleibt sich auch unsere wunderbar deutsche Sprache treu mit naturgegebenen Veränderungsprozessen, die ihr gut tun und sie verjüngen. Ein Sprachschutzgesetz z.B. würde die wunderbare Möglichkeit dieser Evolution erheblich einschränken. Es wird nie eine bessere Sprache geben, als die, die wir sprechen, verstehen wollen und mit  mehr oder weniger Sinn und Unsinn füllen .

Übrigens wer neue Wörter mag, wird dort fündig oder kann selber welche einstellen auf szenesprachenwiki.