Indien

Wir haben das körperliche Indien gesucht und haben Amerika gefunden; wir suchen jetzt das geistige Indien – was werden wir finden?

Der Indier konnte nur ungeheu’r große Gedichte liefern, weil er nichts aus dem Weltzusammenhang schneiden konnte, wie überhaupt der Anschauungsmensch; die ganze Welt ist ein Gedicht, wovon der Mahabharata nur ein Kapitel. – Vergleich der indischen mit unsrer Mystik, diese übt den Scharfsinn an Zerteilung und Zusammensetzung der Materie, bringt es aber nicht zum Begriff. – Anschauungsideen, etwas, das wir gar nicht kennen. – Die indische Muse ist die träumende Prinzessin in dem Märchen –

Die epischen Gedichte der Indier sind ihre Geschichte; doch können wir sie erst dann zur Geschichte benutzen, bis wir die Gesetze entdecken, nach welchen die Indier das Geschehene ins phantastisch Poetische umwandeln; dies ist uns noch nicht bei der Mythologie der Griechen gelungen, doch mag es bei diesen schwerer sein, weil diese das Geschehene beständig zur Fabel ausbildeten in immer bestimmterer Plastik. Bei den Indiern hingegen bleibt die phantastische Umbildung noch immer Symbol, das das Unendliche bedeutet und nicht nach Dichterlaune in bestimmteren Formen ausgemeißelt wird.

Leif Eriksson entdeckt Amerika – Gemälde aus dem Jahr 1893 von Christian Krohg

Redaktionelle Anmerkung: Die ersten Entdecker Amerikas waren die Vorfahren der indigenen Bevölkerung Amerikas, die vor langer Zeit von Asien her in den zuvor menschenleeren Kontinent einwanderten, mutmaßlich über die zugefrorene Beringia. Und außerdem wurde Amerika bereits rund 500 Jahre vor Kolumbus vom Wikinger Leif Eriksson besucht. Gemäß der Eiríks saga rauða fuhr er um das Jahr 1000 von Grönland nach Norwegen, um dort am Königshof aufgenommen zu werden. Nachdem dies gelungen war, entdeckte er auf der Rückreise nach Grönland unbekanntes Land, rettete überdies noch Schiffbrüchige und bekehrte nach seiner Ankunft die Grænlendingar zum Christentum. Bei einer weiteren Fahrt nach dem neu entdeckten Land erkundete Leif mit anderen weitere Gebiete an der nordamerikanischen Küste, darunter Helluland, Markland und schließlich auch Vinland. Die geographische Zuordnung dieser Gebiete ist umstritten. Aufgrund der Funde in L’Anse aux Meadows wird Vinland häufig mit Neufundland gleichgesetzt.

Wenn Christoph Kolumbus gleichwohl bis heute als maßgeblicher europäischer Entdecker Amerikas gilt, ist dies darauf zurückzuführen, daß erst seine Reisen zu dauerhafter Kolonisierung, der rücksichtslose Ausnutzung von Menschen als Arbeitssklaven und der Ausrottung der indigenen Bevölkerung führte. Die zynischen Ausbeuter verschwendeten in den kommenden 500 Jahren rücksichtslos die Ressourcen dieses Kontinents.