winterreise

 

die moorlinse ist gefroren und an ihren rändern

sind hohe gräser abgebrannt. das auge liegt offen.

daneben geköpfte stämme in efeufell eingeschlagen.

an der parkmauer schreibt sich die zeit fort,

der ich ansehe wie sie mich zurücklassen wird.

auf wegen hat sich eine schneekruste gebildet, lässt

spuren unter sich. rauch steigt in dünnen fetzen aus

dem fuchsbau. vor ein paar tagen hab ich ihn durch

den zaun gehen sehen. wie grell sich das blaue licht

an den baumspitzen aufhängt. der winter, hast du

gesagt, schickt seine masken, die wir ihm aufsetzen.

viele menschen sind im osten erfroren, eine tages

reise entfernt. laut singen die vögel im schlaf, aus dem

wir, ich weiß, mit geschlossenen augen erwachen.

 

 

***

 

KUNO empfiehlt den Band: Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so, Gedichte von Andreas Altmann, poetenladen 2014

Andreas Altmann läßt in diesem Gedichtband die Magie in den Worten aufscheinen. Die Natur und die sich darin spiegelnden geis­tigen Dimen­sionen werden zu einem schwe­benden Spiel aus Melodik und Rhythmik. Dabei entgehen dem Blick nicht die zivi­lisato­rischen Brachen, leere Fabrik­hallen oder still­gelegte Bahnhöfe, geborstener Beton, Rudimente einer ver­gessenen Zeit und Indizien einer Vergangen­heit, die Teil des Naturbildes werden.

Mehr zu Andreas Altmann auf KUNO hier.

 

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