Antigone

 

Ist das, was du Liebe nennst, ein Pfeil mit Schmerz umwunden?

Sag mir, ist‘s der Liebe Kraft die uns die Götter stunden!

Ist, was Menschen zollen wir, Liebe, Streben Sternen gleich?

Menschen, der ihr irdisch‘ Rechte über alles heißt,

gebt der weltlich‘ Götterkraft, tauschet in die Runden,

seid gewahrt, was euch errafft in euren letzten Stunden.

Drum lass mich lieben, lass mich binden, meines Blutes Gleich‘

Erdenmächte schwinden, König, ewig währt der Götter Reich.

 

 

 

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Anmerkung der Redaktion: In einer Regiearbeit, die es bis ans Wiener Burgtheater schaffte, hat sich Schriftstellerin Michaela Hundsberger mit Sophokles’ Antigone befasst. In ihrem 2019 erscheinenden Buch Frauenherz beleuchtet Hundsberger die zeitgenössischen Aspekte dieser Figur der antiken Tragödie und greift dabei auch das zeitgeistige Phänomen des “Ghostings” auf.

Mehr zu diesem Thema im 2019 erscheinenden Buch “Frauenherz” von Michaela Hundsberger. Als kleiner Vorgeschmack daraus das oben stehende Gedicht.

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