Robert Musil geht online

Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann.

 

Mit einem neu geschaffenen Internetportal ist das Werk von Robert Musil online recherchierbar. Das Portal soll alle Texte Musils kostenlos zugänglich und mit einem Suchtool recherchierbar machen. Die mehr als zehntausend Nachlassmanuskripte und etwa dreitausend Druckseiten werden als Bilddateien hochgeladen. Und außerdem ist tatsächlich geplant, den ‚philosophischen Kommentar‘ nach dem Wiki-Prinzip anzulegen, statt bloß sinnverengende Sacherläuterungen zu bieten, soll eine offene Diskussion um die mögliche Vieldeutigkeit der Texte geführt werden. Die Einladung zur Pluralisierung des Sinns geht mit einer Pluralisierung der Autorschaft des Kommentars einher, beide können nur in einem interaktiven digitalen Kontext realisiert werden. Die Buchausgabe dagegen hat die Aufgabe, das Werk Musils in seiner Gesamtheit nach einheitlichen Prinzipien gestaltet für die literarische Lektüre zugänglich zu halten, darin besteht das vordringliche Ziel der auf zwölf Bände angelegten Gesamtausgabe.

Vor allem in Musils Werk kann der skizzierte Umbruch im Weltverstehen, der die Wirklichkeit für das Subjekt problematisch werden lässt, beispielhaft herausgearbeitet werden.

Uwe M. Maier

Die von Jung und Jung verantwortete, derzeit im Erscheinen begriffene Gesamtausgabe Robert Musil hält NZZ-Kritiker Franz Haas insbesondere wegen des begleitenden Digitalkompendiums für reizvoll: Auf musilonline.at werde Schritt für Schritt der gesamte Musil samt weiterführenden Anmerkungen und einem Diskussionsform zugänglich. Aufbereitung und Präsentation überzeugen den Kritiker:

„Diese Parallelaktion von Buchdruck und Internet ist ein Quantensprung in der Textedition, denn im Vergleich zur schwerfälligen DVD-Ausgabe ist die Online-Version von zauberhafter Agilität. Bereits jetzt kann man dort den ‚Lesetext‘ der ersten beiden Bände des Romans ‚Der Mann ohne Eigenschaften‘ finden, sowie Kommentare zu den Varianten früherer Editionen und Faksimiles der gesamten Erstausgabe von 1930. Diese sind von so bildschöner Qualität, dass sie sogar auf einem Smartphone zu lesen sind. Und auf einem guten Monitor meint man beinahe, das edle Original zu riechen und zu ertasten.“

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Robert Musil –  Gesamtausgabe in zwölf Bänden, Jung und Jung