Verwesung

 

Was ist das herrlichste Antlitz, auf dem eines Menschen Auge je geruht? – Ich könnte Trim immer so zuhören, rief Susanna. – Was ist es? (Susanna legte die Hand auf Trims Schulter) – Verwesung! – Susanna zog sie zurück.

Wahrlich, wahrlich, ich liebe Euch deswegen, – diese wundervolle Mischung macht Euch ja eben zu den lieben Geschöpfen, die Ihr seid. Wer Euch deshalb haßt, von dem kann ich nur sagen, daß er entweder einen Kürbiß statt eines Kopfes, oder einen Tannenzapfen an Stelle des Herzens haben muß; sollte er secirt werden, so würde sich das unfehlbar zeigen.

 

 

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Laut Friedrich Nietzsche war er Der freieste Schriftsteller. KUNO stellt diesen Meister der Abschweifung in die Ahnenreihe der Twitteratur. Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist der Aphorismus in Form des Mikroblogging eine auflebende Form. Bestand die Modernität der lakonischen Notate bisher in ihrer Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur. Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er die Sinnfrage zwischen Bühne und Zuschauerraum neu verteilte – findet sich in dieser Kunstform wieder.

Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

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