Geburt der Venus

Der Kölner Künstler Michael Hooymann, ehemaliger Meisterschüler Professor Arno Jansens an der früheren Kölner Werkschule, beschäftigt sich seit Jahren mit so genannten „Fotogenen“. Fotografisch basierte Motive werden durch Computertechnologie gewissermaßen „genetisch“ manipuliert, es entstehen völlig neue Formen und Wesenheiten.

Schon in den Anfängen seiner Arbeit gab Hooymann sich nicht mit dem fotografischen Resultat zufrieden, sondern begann seine Porträts und Selbstporträts mit allem zu bearbeiten, was ihm in die Hände fiel. Er veränderte die Abzüge durch Reißen, Kratzen, Brennen, Ätzen und collagierte sie. Ihm ging es darum, die Fotografie völlig aus dem Ursprungskontext zu lösen, neue Wesen, neue „Menschen“ zu erschaffen, indem er Fragmente unterschiedlicher Personen montierte, neue Welten kreierte. Sein Interesse bestand darin, die Auswirkungen menschlichen Verhaltens auf Mensch und Natur zu untersuchen. Die neuen Möglichkeiten der computergestützten Bildbearbeitung gaben ihm dann aber
sehr viel elegantere Instrumente an die Hand, diese künstlerischen Vorhaben umzusetzen. Denn hier schwinden die Spuren der Eingriffe, die Montage ist als solche nicht mehr zu erkennen.

Wie die Genetik sich Schritt für Schritt an die Produktion neuer Lebensformen in vitro heranpirscht, betätigt sich Hooymann als visueller Biotechnologe, der seine spezifischen künstlerischen Wesenheiten selektiert, isoliert, spezifiziert, manipuliert, sie mutieren lässt, Wesenscollagen erstellt, Lebensmontagen. Die ethisch bedenkliche Praxis derartigernaturwissenschaftlicher Experimente gerät so zwangsläufig in den Blick.

In seiner Ausstellung amschatzhaus kombiniert Michael Hooymann seine scheinbar lebenden Artefakte mit berühmten Venus-Darstellungen der Kunstgeschichte, die auf eigene Weise ebenfalls lebendig geblieben sind, als Abbilder vergangener Zeiten und Kunstauffassungen einerseits, als historisch sich wandelnde Urbilder weiblicher Schönheit andererseits, dargestellt jeweils durch die Göttin der Liebe. Wo Liebe ist, ist Zeugung nicht weit: Hooymanns Fotogene aber umschwirren den Korpus der Göttin wie ein Schwarm hungriger Aale und verweisen so auf die gefährlichen Möglichkeiten einer Technologie, die sich in naher Zukunft dazu anschicken könnte, selbst Leben zu schaffen – mit unabsehbaren Konsequenzen.

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Michael Hooymann – Geburt der Venus
Vernissage am Samstag, 05. April 2014 um 16.30h

amschatzhaus, Hauptstr. 18, 41472 Neuss
Öffnungszeiten täglich nach Vereinbarung: 0171-5457885 oder info@amschatzhaus.de
www.amschatzhaus.de

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