adspecta

Soviel Anfang war selten, denkt man hoffnungsfroh immer wieder, wenn die neue Saison beginnt. Soviel Anfang ist meist, mahnt dann die Erinnerung, und auch die Hoffnungsträger sind oftmals dieselben. Theater ist für mich deshalb so faszinierend, weil es noch im Scheitern viele Rätsel aufgibt. Ich mag an die Zukunft der Bühne nicht zu glauben, ohne an dessen Vergangenheit zu denken. Die Wurzeln des Theaters liegen im Kultischen, im Sakralen.

Die ersten Dramen wurden in der Antike zu Ehren des Gottes Dionysos aufgeführt. Auf der Orchestra mit Maske, Kostüm und Kothurn zu agieren, war eine Form von Gottesdienst. Die Verbindung zum Religiösen löste sich in der Folgezeit zwar auf, doch die Nachwirkungen waren noch lange zu spüren. Wer zum Priesteramt nicht taugte, für den war auch das Theater tabu. Bis ins 18. Jahrhundert hinein waren Frauen auf der Bühne als Protagonisten weiblicher Charaktere unvorstellbar. Männer übernahmen ihre Rolle. In ähnlicher Weise war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts Menschen mit dunkler Hautfarbe der Zugang zur Bühne verwehrt. Inzwischen gibt es Textflächentheater, das Regieteam Rimini Protokoll arbeitet mit Zeitzeugen, die Spiellust ist auch im 21. Jahrhundert ungebrochen.

? Anke Kemper und Silvia Nagel, woher nehmen Sie den Mut zu einer Verlagsgründung?

! Dass man dafür Mut braucht, war uns bis jetzt noch gar nicht bewusst. Uns reichte die Mischung aus Leidenschaft zum Theater und der Reiz, etwas Neues zu beginnen. So ist die Idee für die Verlagsgründung entstanden. Nur wer wagt, gewinnt! – Angst haben wir jedenfalls nicht.

? Warum der Name adspecta?

! adspecta kommt aus dem Lateinischen und bedeutet frei übersetzt: „Sieh an“, was unserer Auffassung nach viel mit dem Theaterthema zu tun hat. Außerdem beinhaltet SIeh AN die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen.

? Was ist ihre Beziehung zum Theater?

! Seit einigen Jahren spielen wir selbst aktiv als Laienspieler, leiten mittlerweile gemeinsam eine eigene Theatergruppe. Während einiger Weiterbildungen in Form von div. Workshops, die wir teilweise besucht und teilweise durchgeführt haben, wuchs die Begeisterung fürs Theater immer weiter an. Eine von uns ist selbst auch als Autorin aktiv.

? Sie suchen abendfüllende Theaterstücke, Kurzstücke für jeden Anlass, Sketche, Stücke für Hand- und Puppentheater. Wie kann man sich das inhaltlich vorstellen?

! Wir glauben, dass die Phantasie von Autoren keine Grenzen kennt. Solange ethische und moralische Aspekte unserer Meinung nach im Rahmen bleiben, möchten wir, dass die Kreativität wächst und uns zur Aufgabe machen, dass das Interesse am Schreiben und Spielen lebendig bleibt.

? Wie funktioniert die Vermittlungsarbeit zwischen Schriftstellern, Schauspielern und Theatern?

! Eine sehr spannende Geschichte. Jeder Schriftsteller ist anders, hat seine Vorlieben und seine genauen Vorstellungen. Wir haben uns als Aufgabe gesetzt, auch selbst aktiv zu werden und nach passenden Bühnen zu suchen und nicht nur darauf zu warten, bis eine Bühne durch Zufall auf die passenden Stücke im Verlag stößt. Wie die Regisseure und die Schauspieler das Stück schlussendlich umsetzen ist meist auch für uns eine große Überraschung.

? Das „Theater a.d. Ruhr“ hat bewiesen, wohin der Weg führt, wenn man die ausgetretenen Pfade des deutschen Stadttheatersystems verlassen möchte. Was ist via Bestwig für die Zukunft zu erwarten?

! Inwieweit die umliegende Bevölkerung bereit ist, ausgetretene Pfade zu verlassen, liegt sicher nicht in unserem Ermessen. Wir werden auf jeden Fall bemüht sein, unser Angebot in alle Richtungen so auszubauen, damit der Weg auf allen Pfaden begehbar wird.

? Sie haben den Sauerländer Theaterstückepreis 2012 ausgeschrieben, wie ist die Reaktion darauf?

! Wir sind positiv überrascht. Die Resonanz ist bis jetzt sehr groß. Besonders erfreut sind wir darüber, dass wir hierdurch Autoren motivieren konnten, bereits für den Eigenbedarf verfasste Werke aus den privaten Archiven hervorzuholen und wieder aufleben zu lassen.  Zwar erfüllen nicht alle zugesandten Stücke die Kriterien der Ausschreibung, aber wenn sie in unser Verlagsprogramm passen, nehmen wir auch diese gerne auf. Da der Wettbewerb noch bis 31.08.2012 läuft, erwarten wir noch einiges.

? In Ihrem Programm befindet sich passend zum Schalke-Sponsor Veltins die Proketenoperatte »Tore : Punkte = Meisterschaft« von A.J. Weigoni. Warum haben Sie dieses Stück in Ihr Programm aufgenommen?

! Wir halten das Stück „Tore:Punkte=Meisterschaft“ für ein interessantes wenn nicht sogar außergewöhnliches Werk, das in unserer fußballbegeisterten Gesellschaft sicherlich großen Anklang finden wird.

? Ihrer Arbeit wünsche ich viel Erfolg.