Allerweltsgeschichte

 

Ein Mann hilft einer Frau bei einem Computerproblem. Ein Bild, das viele kennen: Er sitzt vor dem Bildschirm, sie sitzt oder steht daneben. Er flucht und hantiert, sie schämt sich ein wenig und hofft, dass alles wieder gut wird. Die Frau assistiert dem Mann moralisch oder indem sie ihm einen Kaffee bringt oder einen Aschenbecher hinstellt. Der Mann wird nicht eher weggehen, bevor das Problem behoben ist. Das wissen beide. Bis dahin werden sie ihr Spiel weitertreiben. Er wird fluchen, sie wird sich ein bisschen schämen und ihm mitfühlend beipflichten. Man wird gemeinsam in den Appa- rat schauen. Wenn es sein muss stundenlang. Eine Geschichte, die sich täglich ereignet, auch ohne, dass am Ende etwas zwischen den beiden läuft und ohne, dass einer der beiden den Verstand verliert. Eine Geschichte, die sich weltweit ereignet. Daher eine Allerweltsgeschichte und somit für die Welt, demnach aufschreibenswert, infolgedessen hiermit getan.

 

 

***

Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak

Weiterführend →

Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna Lisiak. KUNO verleiht der Autorin für das Projekt Gedankenstriche den Twitteraturpreis 2016. Über die Literaturgattung Twitteratur finden Sie hier einen Essay.