Der Leidensweg des Dichters Baudelaire

 

Dieses Buch ist Jacques Crépet gewidmet. Creéet ist die führende Autorität der Baudelaire-Forschung. Da die beiden Männer sich persönlich unbekannt sind, so ist das eine Geste, mit der Porché sein Buch vor der Wissenschaft verantwortet. Das kann er mit gutem Gewissen tun. Die Arbeit ist hervorragend solide, wie denn überhaupt diesem Verfasser der Ruf der Zuverlässigkeit voraufgeht. Die Vorurteile, die die Gattung einer »biographie romancée« mit Recht erwecken könnte, haben an diesem Werk keinen Anhalt. Desto mehr verdient hervorgehoben zu werden, daß es bei aller Vollständigkeit, Sachlichkeit und Exaktheit sich außerordentlich angenehm liest. Wenn dem Verfasser vorgeschwebt hat, Baudelaires Leben einem möglichst großen Publikum anständig und zugleich auf eine Art, die dessen Anteil erweckt, zu erzählen, so ist ihm das restlos gelungen. Er hat dabei den Takt besessen, auf das Werk des Dichters, soweit es sich nicht in der Biographie spiegelt, überhaupt nicht einzugehen. Auf andere Weise hätte er nur dem Charakter seiner Erzählung Abbruch getan, wahrscheinlich ohne darum Wesentliches über Baudelaire« Werk auszusagen. Das läßt sich nämlich in Kürze nicht machen. Wenn schon in Frankreich dieses Buch einen Platz einnimmt, den es mit keinem anderen zu teilen braucht, so ist es für Deutschland überhaupt die einzige Biographie Baudelaires. Es ist ein Buch, das dem Interesse aller Deutschen, die mit dem Namen Baudelaires einen Begriff verbinden, ausgezeichnet entgegenkommt.

 

 

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Der Leidensweg des Dichters Baudelaire, von François Porché (Deutsche Übertragung von Clara Stern.) Berlin: Ernst Rowohlt Verlag 1930.

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