Monat: April 2018

I hope me with you

      full and all below should you prefer more I can with you   and well       *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2018 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert. Diese Methode…

sperling

  der einst samen wilder gräser in der steppe fraß ahnte nicht wie fett er später im getreide lebt  zuckend und hüpfend am tempel der göttin  die ihn zwischen ihren brüsten in den händen hielt  ehe man sein fleisch für…

brot

als mein leib gewachsen war im ofen wurde ich herausgezogen  lag ich neben mir wie ungebacken begann mit der geburt die letzte lebensphase seither streu ich asche aus den knochen  spring in mich zurück und wachse  mir nach im geist…

FLUSSGESANG

  ich ging an den fluß in der morgenstille da die sonne sich sammelt am aufgang des himmels   das gespinst des gesangs seinen atem zu fangen und ich hörte sie singen ich hörte die Ganga*   von schweigenden räumen…

Woher Worte nehmen

Woher Worte nehmen, die an dem, was augenblicklich geschah, zu befestigen waren? Die Worte dafür geliehen und die Regeln, sie aneinanderzufügen zu einem einzigen Gegenstand, der unteilbar ist. Nach Regeln lief das augenblicklich Geschehende ab, ausgeliehen von einer Person, die…

Rot. Roter Sand auf dem Weg.

Der sandige Gehweg ist rot. Eine Bank und ein Vogel. Ein Vogel und eine Bank. Der Vogel war tot. Das Blut überm rechten Auge war schwarz oder rot? Oder saß einer im Sand oder über den Vogel gebeugt auf der…

Unbedarfter Laie

Einige Städte in Deutschland können mit sogenannten Bauhaussiedlungen aufwarten. Jeden Tag kommen hierhin einige Touristengruppen, meist ältere Besucher, die Zeit und Interesse haben. Mit guten Informationen ausgestattet, meist auch von professionellen Vorträgen begleitet stehen sie staunend vor den Vorbildern der…

Zeichnung auf Karton

  *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

Poesie im Zeitalter der neuen Informationstechnologien

1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum…

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  Ratschlag   Halte dich in offene Armklammern gefaltet:   Hier ist alles zu langsam oder zu schnell für die Angst     ***   Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Das gekommene Wort

Das gekommene Wort, in der ausgehöhlten Seite eines wiederholbaren Fehlers. Die Stirn wechselt Farben beim Aussprechen, der Ort des Heraustretens ist nicht aufzuspüren. Das Wort selbst ist WORT nicht mehr, als Verfügtes. Ab dann sind Gründe genug, einen Ort zu…

für G.

  Es war fürs paaren zu weit Das jahr sagte: nun ist genug Da gab uns die gegenzeit zusammen: setzte und schlug Wir trafen einander im laub der himmel voll wind   du gingst vor Ich hatte nichts als haut und…

Der Vegetarier

    *** Gott schmiert keine Stullen von Eva Kurowski, rowohlt Seit der Textsammlung: Twitterature. The World’s Greatest Books Retold Through Twitter von Alexander Aciman und Emmet Rensin fragt sich KUNO, wer zu den Vorläufern dieser neuen Literaturgattung gehört. Der…

Offener Brief an Richard David Precht

Sehr geehrter Herr Precht, viele Ihrer Positionen teile ich – insbesondere zum Themenbereich „Digitalisierung und Informationsgesellschaft“ – und halte Ihre allgemeinverständlichen und sympathischen Darstellungen der Problematik für ausgewogen, erfrischend und die gesellschaftliche Debatte bereichernd. Danke dafür! Allerdings machten Sie am…

rheinische lebensformen

Das Rheinland, ein Kosmos der skurrilen Nebenfiguren a.j. weigoni betrachtet in seinem roman Lokalhelden, der im jahrzehnt vor der jahrtausendwende im »Landeshauptdorf«, also düsseldorf, spielt, vor allem in der »Alkstadt«, die rheinländer im »Weltdorf«, und damit die globale provinz, ironisch…

„Ferne“ Du

„Ferne“ Du gehst & gehst/sprichst deutlich Visionäres darein  – unbegehbar undurchschaubar: Da gehst du die Unterschiede ab, triffst Verabredungen ohne Sympathie, du verspielst d a s Wort, indem du es Zugvögelscharen überlässt. Du machst das Wort  t i e f,…

Kreuzung

Er mühte sich von Wagen zu Wagen, war er doch gezwungen, sein Bein nachzuziehen. Der mächtige Koffer behinderte ihn. Sperrig, wie er war, schlug er dumpf an jede Ecke. Der Weg zu seinem Abteil erschien ihm endlos. Gang um Gang…

Die Möwe

  niemand hat uns überliefert, daß die Sprache der Möwen der Wind sei. daß er ihre Methode sei. ihr Testkanal. ihre eigene Lebensgeschichte   die sie kreuz und quer an den Himmel schreiben erst als wir begannen sie zu digitalisieren,…

ES BLEIBT IN DER FAMILIE

  des vaters firma läuft, man ist zufrieden. der sohn ist schwul, sie wissen’s nur noch nicht; doch eines tages nimmt er sich zusammen und sagt es ihnen einfach ins gesicht.   die mutter heult: wie kannst du uns das…

NACHRUF

  Das war ein braver Mensch, er war Soldat, natürlich starb er für sein Vaterland. Aus lauter echtem Idealismus ließ er Familie und Geliebte und floh. Er war ein braver Mensch, er war Patriot. Doch eines Tages an der Front…

R.I.P. Miloš Forman

Will mich Deutschland, mein geliebtes Vaterland, worauf ich (wie Sie wissen) stolz bin, nicht aufnehmen, so muß in Gottes Namen Frankreich oder England wieder um einen geschickten Deutschen mehr reich werden. Mozart in einem Brief an seinen Vater, 18. August…

Der Kopf des Schreibers

  Der Kopf des Schreibers raucht. Das Zimmer auch. Es wagt sich niemand rein. Auch nicht hinaus. Das Licht ist an. Jetzt ist es aus. Der Kopf des Schreibers raucht. Das Zimmer auch. Aus.     *** KUNO empfiehlt die…

Dabei vergeht eine ganze Zeit:

  Gesehenes zu erinnern und Gehörtes, Worte zu finden für den schwer erlernten Gebrauch von Sätzen, von Beziehungen unter Wörtern und Sätzen. Dabei vergeht eine ganze Weile, die ganze Dauer von Augenblicken. Wie lange ist ein Auge ruhig und was…

Mocking Bird

  Was lockst Du so mit deinen roten Lippen? Was züngelst du mit deiner rosa Zunge? Da wächst zum Mann der kleinste blasse Junge, Sieht er dich mit den Highheels lässig wippen!   Mir preßt’s das Leben heiß aus meinen…

Eine Annäherung an das Werk Helmut Schweizers

Es wäre schön, wenn die Dinge immer so einfach wären, wie manche Auguren sie gerne hätten. So fühlen sich Wirtschaftsweise und Trendforscher häufig berufen, finale Aussagen über mögliche zukünftige Entwicklungen zu treffen – dabei sind solche Prognosen reine Vogelschau und…

ORDNUNGS-YOGA

  wie kann ich dieses und jenes tun, was unterlassen, wie wissen, was ich überhaupt will, wie eine checkliste schreiben, wie die übersicht nicht verlieren, wie prioritäten setzen, wie strukturieren, wie dabei möglichst bei mir sein und trotzdem kreativ. denn…

Worte aufschichten wie Holzscheite

Über den 1-maligen Dichter Arthur Breinlinger Arthur Breinlinger ist Maler, Dichter und Lehrer. 1943 wurde er in Minden geboren. Der Vater war Offizier. Breinlinger wuchs in Ulm auf. Lebenslang Fan des SSV Ulm, reist er zu den meisten Spielen und,…

Miguel

Er hatte nach etlichem Suchen in seinem verwühlten Papierkram die Adresse von Miguels Eltern gefunden und beschlossen, vorbeizuschauen, um Miguel zu treffen und ihn auszunutzen als kostenlosen Reiseführer Festivitätseinlader und Dolmetscher für die verwirrende Nachrevolutionsszenerie. Sie fragten einige Rentner, die…

Ich verdopple

    Ich verdopple mein Zögern daraus wird Sprechen ich verdopple mein Sprechen daraus wird Schreiben ich verdopple mein Schreiben daraus wird Zögern ich verdopple mein Sprechen daraus wird Zögern ich verdopple mein Schreiben daraus wird Sprechen     ***…

Vice versa

  Als ich mir die große Baselitz-Ausstellung ansehe, stelle ich mir vor, Schlange wäre wieder bei mir, und ich male mir aus, was sie mich beim Anschauen der Bilder fragen würde. Mir gefällt Baselitz immer besser, würde ich sagen. –…

Diogenes und Alexander

                                         Granada 5.4.2009   Ich steh in der Abendsonne meines Lebens, sagt Arthur, aber ich spüre kaum ihre Strahlen unter meiner Haut. Mir wird’s immer warm, sage ich, wenn die Sonne scheint. Ja du, sagt Arthur, du frierst nie,…

Schlüsselfrage

Ein verlorener Schlüssel sorgt für Aufregung, Ob nun verloren oder aber entwendet. Große Frage. Alle Wege abgesucht, den Strand natürlich auch, jeden gefragt. Man kann an keinem Strand nachts einen Schlüssel finden, das ist schon mal klar. Der Türöffner bleibt…

OSTERSPAZIERGANG

  Heider weg häuser stehn jetzt dort wo früher wiesen waren wir gingen oft vom weg in schaumkrautweißrosa haaren   Friedhof eine flasche wein geleert in der grabplattenplicht durch marmor sehn die schmerzensmütter nicht   Wald I unsere keime sprossen…

Deutungshoheit über einen virtuellen Raum

  Der erste Blick auf den handlichen, in blau-weiß gefassten Gedichtband löst gewisse Erwartungen aus, denn der Titel assoziiert plötzlichen Stimmungsumschwung, lunare Einflussnahme auf einen psychischen Zustand und das Erstaunen darüber, ob man das „Laune nennen kann.“ Also ein witziges…

HALLO TIER

  Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Der Koffer meines Vaters

  Seit 36 Jahren steht der Koffer meines Vaters nun schon ungeöffnet in meinem Keller. Jetzt, da ich schon fast genauso alt bin wie er, als er damals fortging mit seinem kleinen Koffer ins Spital, werde ich diesen alten Koffer…