Autor: Patricia Brooks

Ende Jänner

  Eiszapfen vor dem Fenster und frisch bezogen das Bett es knistert der Schnee wir schaufeln die Reiskörner aus dem Haus der Geschmack der Zeit friert auf der Zunge hellwach und mondweiß das Museum der Stille der Bilder und Bücher…

Madrigal

  wir schlafen ein Nacht für Nacht es summt der Mond der Samen und der Sand die Vogelröschen brennen und glühen wir jagen Schattenfische unter dem Laub der stillen Bäume Gespenster abends an der Tür weinen Murmeln zwischen den Rippen…

Logbucheintrag:

die Zeit zeitlos verbringen in den Herbstzeitlosen am Rande der Welt, am Rande eines schwarzen Lochs, wo Zeit und Raum den Platz tauschen, strange, strange fühlt sich das an, blitz und blank und kein Entkommen innen drinnen, weil die Außenwelt…

Saint Kitty

  F alsche Richtung O ben ist es immer umgekehrt L iege darunter  und darauf L ange Nächte ohne Mond O der Morgenfrost W er weiß   M ein Herz liebt E rbsen und das Glück       ***…

Die Alpen

  Zeremonie auf einem fremden Gebiet, alles verändert sich mit der Perspektive. Und wie viel Knoten hat der Wind? Wanderer auf Luftstraßen, hastig geschminkt, mit Taschen voller Tricks. Ich habe das Korsett sorgfältig zusammengelegt und eingepackt, man kann nie wissen,…

Gelbs Aquadrom

  Gelb, sagt sie, Gelb hat uns verlassen, sagt sie über den Tisch gefaltet sitzend, hinter dem fusseligen Haar, das ihr über das Gesicht fällt, zu ihm, dem anderen, ein verknitterter Schleier, ein Fischflossenschleier, denkt er, gut, dann ist es…

Fritz the Hero

  Fritz Blitz Flash Gordon Und er rettet die Welt Fritz? Maybe, maybe, Fritz Blitz Foxtrott – Romeo India – Tango – Zulu Radikal anarchisch das Herz Der Beat, tak, tak, Musik auf Schritt und Klick! Elektrizität an den Fingerspitzen…

Haiku

  Elektrischer Trost Kitty surft auf der Welle Hui, das rockt und rollt   *** Die KUNO-Redaktion empfiehlt: Pension Durant, Gedichte von Patricia Brooks. Mit Bildern von Ilse Kilic & Fritz Widhalm. wohnzimmers buntes lyrikheft nr.9 Weiterführend → Lesen Sie…

Wellen

  Wellen, Wellen, Marina Poncho one size, drahtlos im freien Raum die Wellen sie schweben so elektro und magnetisch – I tell you poems of science and love und wo ist jetzt mein Poncho? Luxemburg ist weit und west scottish…

Magazintext

Sie legte das Morgenlicht auf ihre Lippen. Die Fensterflecken filterten keinen Tag. Nachrichten von einem verbrennenden Planeten, Schaumgeschichten aus dem schnarrenden Radiowürfel, Jahrmarktslektüre und Wahlgang in English Shoes, sang sie, Stadt groß in mehreren Einstellungen, Schnitte auf Schritte durch Straßen,…

Der Flügelschlag einer Möwe III

Am Nachmittag geht die Arbeit zügig voran. Milos Hände bedienen die Joysticks halb automatisch, halb im Rhythmus eines Songs, der im Radio gespielt wird. Er kennt den Song nicht, aber die nervöse, klare Frauenstimme funkelt wie Scherben aus Glas und Licht. Die Schaufel gräbt…

Der Flügelschlag einer Möwe II

Die Baustelle liegt dreißig Kilometer von Triest entfernt am Rand des Naturschutzgebietes, rund herum Wald und gute Luft. Das bekommt man auf einer Baustelle nicht alle Tage geboten. Milo liebt die Natur, besonders Wälder und Berge. Bevor er Antonella kennengelernt hat, ist er an…

Der Flügelschlag einer Möwe

  Fünf Uhr dreißig. Milo tastet unter dem Kopfkissen nach dem Handy und bringt das nervöse Piepsen des Weckalarms zum Verstummen. Antonella seufzt im Halbschlaf. Er beugt sich zu ihr hinüber und küsst sie auf die Stirn. »Gut geschlafen?« fragt er. Antonella schüttelt den…

Die Grammatik der Zeit

Die Straße ist leer und düster wie der Himmel. Da ist nichts. Nur ein Auto. Keine Landschaft. Spielt auch keine Rolle. Die Szene interessiert mich nicht. Ich träume. Träume Silvies Stimme… kalt und ärgerlich. Ich kann nicht verstehen, was sie…

Der Garten der Geschwister II.

Richard klopfte an das Tor. Oben am linken Fenster erschien der Kopf eines halbwüchsigen Mädchens, ihr Haar war blond und fiel ihr ins Gesicht, als sie sich aus dem Fenster beugte und zu ihnen herabsah.
- Was gibt es? fragte sie…

Kimberly

Kimberly hätte eigentlich in einer städtischen Geburtsklinik zur Welt kommen sollen. Aber ihre Mutter Agnes S., die für das amerikanische Verteidigungsministerium als Beamtin im dritten Verschwiegenheitsgrad arbeitete und als Datenranger offiziell beauftragt war, unwegsame Gegenden des Cyber auszukundschaften, hatte es…

Pension Durant

  Plastik fantastique So yesterday, was fällt dir ein, Übernachtung und gesellig ein Schälchen Nüsse und Oliven rette mich, wer kann, frohlocke ich treppenauf und –ab trapp trapp so fröhlich sind mir die Schuhe ein Kichern hinter vorgehaltener Hand  …

Freiwillig gebe ich nicht auf

  Die Temperatur treibt mich in den Mantel. Und Schuhe ziehe ich auch noch an. Es entfernen sich schleunigst die Perioden. Kopf oder Zahl, der Zufall hat kein Gedächtnis. Ein zufälliges Ereignis wird nicht wahrscheinlicher, je länger es zuvor nicht…

Die Vögel

  in dunkelblauen Augenblicken machen wir das Fenster zu die Vögel draußen schreien zerkratzen die Stille die der Wind hinterließ als er weiterzog der Wind der mit sanfter Hand die Küste streichelte bis sie satt und zufrieden war wir gehen…

Ein epileptisches Grün

  … Heimlich schleuse ich die Wirklichkeit zurück, ein epileptisches Grün, das innere Leuchten der Worte …         Weiterführend zur Autorin → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin. Ein Kollegengespräch mit Patricia Brooks finden Sie hier.…

Der Garten der Geschwister IV

  Gloria zog ihren Mantel an und machte sich daran, Richard im Garten zu suchen. Sie fand ihn vor dem Schuppen, ein Bein angewinkelt, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Er rauchte. Irgendwann würde ihn das Rauchen umbringen. Aber…

Der Garten der Geschwister

  Es lag eine trügerische Stimmung über diesem Nachmittag, unscharf und überdeutlich zugleich. Die Szenerie kam Gloria unwirklich vor, der verwilderte Garten  mit dem alten Landhaus, dem für die Jahreszeit viel zu mildem Wetter und dem Mädchen, das wie eine…

Garten der Geschwister I

  Vor zwei Stunden hatten sie die Stadt verlassen. Richard lenkte den grauen Toyota durch die Nacht. Er fuhr ruhig und ohne Hast. Sie waren in diesem Augenblick in Sicherheit, in Sicherheit vor der Vergangenheit und vor der Zukunft. Seine…

Les beaux et les belles au bois dormant

    woher weht der kalte Wind fragten wir an dem Tag als die Welt einfror und auch wir blieben stehen gezwungenermaßen hielten den Atem an steckten fest in den engen Räumen dunkler Träume befreit uns küsst uns auf den…

Plastik fantastique

  Skulptur tourjours Kreuzworträtsel 5 bis 13 Lösungen Imagination in festen Materialien und drei Dimensionen Bewegung Begegnung Plastik fantastique Tipp tipp Koordinaten Objets trouvés – objets perdus Lost and found Malheureusement oder besser Treasure island Wiki loves monuments So zippy…

A perfect day

      Wellen, Wellen Marina Poncho one size drahtlos im freien Raum die Wellen sie schweben so elektro und magnetisch I tell you poems of science and love und wo ist jetzt mein Poncho? Luxemburg ist weit und west…

wave along the shores

    radio, radio musik und sommer ab donnerstag, über die bühne, crazy, crazy, blue, third-light, london-northern, long way es gibt noch weitere (neuigkeiten) wie scheinwerfer hier und tanz, festival und rythmus, are bees getting dementia? fragt louisianna internetstream, wer…

Gutes Wetter

  Flüsterstimme und so nah der Wind neugierig zwischen den Ritzen des Fensterrahmens sprich mit mir mit fremdem Atem laute Worte leise Worte ist es nicht immer so? das Andere das Gleiche überall und immer wieder Wetter so ein Glück…

Kimberly

  Die Schrotflinte am Rücken, eine flachbäuchige Miniaturausgabe von Virgin Mary in der Tasche, ein selbstgebrautes Destillat, von dem er sich ab und zu einen Schluck gönnte, spuckte er ein kehliges Lachen in den Fahrtwind, der ihm Haare und Gesichtshaut…

Das Herz eines Dobermanns

  Sie saßen im Garten unter dem Schattenlaub großer Bäume und süßer die Äpfel nie klangen, in diesem Spätsommer, im feinen Licht, dem Rosenlicht, dem schon verblühten, das die Gestaltung ihrer Körper ausleuchtete, die, so wohlbedacht zwanglos um den Gartentisch…

Farawayland

    wir gehen schwimmen im November weit weg ist der Sommer an den wir gerne denken der sich selbst erfindet da wo wir von Liebe reden Arm in Arm und nicht viel davon verstehen warm wie Muskat fühlt sich…

Jeanne d’Arc

  die Klippen düstere Schläfer barfuß feucht die Raubzüge da warst du der Regen und die Straßen waren nass und so voll Glanz es sollte mehr Zeit geben in der Dämmerung in der Glücksstunde wenn wir vergessen was wir nicht…

Sie kam nach Wien, nahm ein Zimmer in Simmering, suchte eine Arbeit bei Billa und fand einen Postpunk

  Sie kam in die Stadt, diese Stadt, irgendeine Stadt und keine andere, zufällig und mit Absicht. Hauptsache Hightech, Science Fiction und sonstiger Wahnsinn, innen ein goldlackierter Kern, Zuckergebäckstotem mit unverständlicher mythologischer Botschaft aus der Zeit des domestizierten Imperiums, der…