Queenland’s Ende

 

Eine brach daliegende Landschaft. Leichen liegen verstreut und in seltsam verdrehten Stellungen auf dem Boden. Rauchschwaden hängen in der Luft. In regelmäßigen Abständen zuckt ein Laserstrahl auf. Roboter, käfer, baum- und fischartige Hybridwesen und Menschen ringen miteinander. Remote- control geht mit einem Mikrofon umher und kommentiert, begleitet von Dogge, das Setting.

  1. Szene: Schlacht

Remote- control: Dears hier ist die Berichterstattung.

Dogge: Mitten aus dem Krieg, yeah.

Heißt das: Kick durch Hormone.

Remote- control/ Dogge: Also:

Am Schlachtort: Rossgeschwader Geißelhiebe Laserstrahlen et cetera.

Rasend die Cyborgs mit den Düsen an den Füßen.

Stahlumglänzte Arme.

Brustgebilde als wären sie aus Chitin. Hochgiftig, das Material.

Schillert und schimmert schau nicht hin.

Radioaktives Gewimmel, mal eben aus der Pumpgun geschleudert.

In Form von: Alpha Beta Gamma strahlen.

Na klar.

Gestreckt wie tot die Zivilisten.

Die Borgs als Gewitterstürme, brausen an der Himmelsplane. Sausen herab. Und wieder herauf.

Kampfjets.

Kämpft jetzt!

Yeah!

Dichtgeschlossen als wärens Heuschrecken, diese Kämpfer.

Steigen: herab, herab.

Hängen vom Himmel.

Lautschmetternd die Schlachtsongs die sie inspirieren.

Mit ihren eingebauten iTunes- Laufwerken.

Mit ihren Silberstimmen.

Schweißerfüllte Sonnen.

Die Opfer sondern Menschenmaterial ab: Urin Kot Schweiß.

Ich weiß ich weiß.

Stahl atmet nicht.

Stahl rahmt.

Vom Windzug eines Streichens nur: fallen die Zivilisten nieder.

Ist ja radioaktiv.

Und diese Schlacht hat sich noch nicht ausgewütet, im Gegenteil, sie fängt erst an.

Sie brütet über der Skyline der Stadt.

Gezückte Laserstrahlen sirren.

Verwirrte Haufen aus Zivilisten, Halbbaummenschen und Cyborgs ineinander verknäult.

Man sucht sich im Tod.

Kriegerhaufen. Gliederhaufen.

Durch einen Riss der Wetterwolken manipuliert die Queen jetzt das Firmament.

Guck: regen. Donner. Hagelschnee.

Nice.

Es ruckelt.

Mit einer Masse licht sinkt alles nieder dass es weh tut.

Die Leiber der Cyborgs sind vielmals in Stahl geschient.

Sind aber nur Rahmen, Folie. Dass die Funkelpracht besser rauskommt.

Innen: nichts zu finden.

Ist wie in Dosen.

Kleinchen und Lilliput, zwei einfache Menschen in lumpigen T- Shirts betreten die Bühne. Beide sind von sehr kleinem wuchs und haben leicht struppiges Haar.

Lilliput: Kleinchen, musst dich ducken!

Sonst passiert ein Unglück!

Kleinchen: Aber die sind doch- verschnitten.

Ich mein: so halb Mensch halb Maschine.

Haben sich selbst sämtliche Glieder amputiert weil die der Queen effektiver sind, ehrlich.

Oder etwa nicht?

Lilliput: Duck dich, sag ich!

Sonst bist ein schlechter Revolutionär!

Ehrlich.

 

 

***

Auszug aus einem Theaterpoem von Sophie Reyer mit imaginären „Bühnenbildern“ von Harald Häuser.

Weiterführend → 

Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend zur Lektüre empfohlen, das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Sophie Reyer und A.J. Weigoni zum Projekt Wortspielhalle. Hören kann man einen Auszug aus der Wortspielhallein der Reihe MetaPhon.