Gedanken · Gänge · Sprünge

Heinz Küpper. Nicht bloß eine Wahrnehmung

Das literarische Werk Heinz Küppers, das seit den 1990er Jahren vom Ver­lag Land­presse resp. Verlag Ralf Liebe be­treut wird und zum Teil neu herausgegeben wurde, nachdem einige Ro­mane viele Jahre lang vergriffen waren, ver­dient unbedingt mehr Aufmerksamkeit, als ihm zuteil wird. Heinz Küpper war ein Schriftsteller, der Romane mit geschichts- und ge­sellschaftskriti­scher Grundierung schrieb, deren Merkmale feinkörnige, sensible Beo­bachtung, subtile Ironie und span­nende Handlung sind. Die Geschichten werden bis­weilen durch einen Kriminalfall in Bewegung ge­setzt und befassen sich in erster Linie mit Einzelschicksalen innerhalb der dunklen und rätsel­haften deutschen Geschichte seit 1933. »Simplicius 45« (1963, 1997), »Milch und Ho­nig« (1965), »Wohin mit dem Kopf« (1986, 1998), »Zweikampf mit Rot­wild« (1996), »Hermann Rohr und andere« (1998) sowie »Der Zaungast« (2002) sind wie »Seelenämter« (2000) kraft- und tempera­ment­voll, wort-, detail- und episo­denreich in klar und komplex strukturierten, ge­schmeidi­gen Satzgefügen erzählt – mit einem Humor, der so trocken sein kann wie Euskirche­ner Begräbnis­kuchen. Da flie­gen, wenn nötig, heftig die Fetzen, da kracht es, wenn nö­tig, ge­waltig im Ge­bälk.

Kiesel & Kastanie ∙ S. 23

In Rudeln …

Möglicherweise liege ich mit den sich anschließenden Bemerkungen zur Literatur, zur Sprache, zu Heinz Küpper sowie einigen anderen Personen und Phänomenen ›haarscharf‹, vielleicht so­gar ›meilenweit‹ daneben. Vielleicht aber auch treffen die Worte, die Wörter mitunter des Pudels Kern. Oder sollte ich besser schreiben: ›meine‹ Worte, ›meine‹ Wörter? Können Worte, Wörter ›mein‹ sein? Sodann: ›Kern‹? Im Kern geht es beim Sprechen, Schreiben oder Schweigen, angeblich, um ›Wahrheit‹ oder deren Unter­drückung, Verschleierung. Ist das ›wahrhaftig‹ so? Freimütig gestehe ich: Ich weiß es nicht und wei­che schon wie­der ins Wortspiel aus. Enough. Enough now.

Wie unscharf ich spreche und schreibe: kein Vergleich mit den bisweilen so eifelbergbachwasserklaren Gedan­ken, die das Gehirn durchströmen, wenn ich an die Dinge denke, die gerne von mir bedacht sein wollen. Die Wörter, was sind die ›Wörter‹? Wo treffen sie wirklich einmal? Sobald sie in Rudeln auftreten, das kennen wir vom menschlichen Geschlecht, verblassen sie vollends, gehen in der Masse unter. »Du flüchtest in Redensarten und Metaphern: gleich im ersten Satz schon dreimal«, gibt Kraus zu bedenken, und auch ich lege die Stirn in Falten.

Küpper liest

Heinz Küpper (1930–2005), Autor mit kerniger Sprache, ist immer bei mir. Dem war nicht im­mer so. Heinz Küpper erlebe ich erstmals am 20. Oktober 1994 in dem malerischen Eifeldorf Nideggen, genauer ge­sagt auf der Burg Nideggen, wohin der Rhein-Eifel-Mosel Verlag (mit Sitz in Pulheim bei Köln) einge­laden hat, um den von Jochen Arlt herausgegebenen Sammelband Leben – alle Tage. 2. Eifel-Lesebuch vorzustellen. Bis zu jenem Tag habe ich natürlich oft von Heinz Küpper gehört oder sporadisch etwas über ihn gelesen, aber ich kenne keinen Roman, keine Er­zählung, nicht einmal einen der vier im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Filme, zu de­nen er die Dreh­bücher verfaßt hat. Oder doch? Ich erinnere mich nicht. Jedenfalls: Küpper liest und liest und liest und liest. Neben sieben weiteren Autoren gehöre auch ich zu denen, die eingeladen sind, Zeilen und/oder Verse vorzutragen. Küpper aber hat die Mitstreiter offenbar völlig verges­sen, während er mit einschläfernder Stimme immer noch liest und liest. Ich hingegen werde nie­mals den Groll vergessen, den ich an jenem Abend gegen diesen Menschen hege, und als ich kürzlich vom ersten Satz weg die von Küpper in Nideggen gelesene Geschichte Polen wiederer­kenne, die den Band Hermann Rohr und andere. Erzählungen vom Rand der Biographie einlei­tet, lächle ich verson­nen vor mich hin und denke: Traurig, daß Heinz Küpper tot ist. Was für ein großer Schriftsteller. Es ist nicht das erste Mal, daß ich das denke, denn nach jenem Nideggener Abend lese ich nach und nach (bis auf einen) alle Romane dieses knorrigen Küp­per, der sich als Autor nie beirren und sich also auch in Nideggen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Nein, Küpper zog ›sein‹ Ding durch, und das Publikum saß und schwieg.

Mut zur Lücke

Lebenslänglich habe ich mich mit Vorliebe in die fact and fiction verschmelzenden Bücher der schönen Literatur versenkt, je tiefer, um so besser, je öfter, um so lieber, habe sie geschlürft wie Milch mit Honig. (Reich bin ich durch ich weiß nicht was, / man liest ein Buch und liegt im Gras. Das erlaube ich mir mit den Worten Robert Wal­sers auszusprechen, denn so war das, und so ist das. Robert Walser? Wer hat ihn zu Lebzeiten zur Kenntnis ge­nommen, gar gelesen? Den Fall Hölderlin gibt’s nicht nur einmal.) Nach und nach hat das zu einer nicht unbeträchtlichen Sammlung geführt, die ich ein paar Zeilen lang aus dem Blickwinkel der Lücke, zu der mir ›grundsätzlich‹ der Mut fehlt, wie Bensch immer mal gern anmerkt, betrachten will. (Vor wenigen Sekunden habe ich noch keine Ahnung, daß ich diesen Gedanken in diesem Satz so und nicht an­ders formulieren werde. Es ist wie immer, wenn ich schreibe: Ich bereite das zu behandelnde Thema in der Regel lange vor: tage-, wochen-, monatelang. Im vorliegenden Fall sind es – minde­stens – ei­nige Wo­chen. Sobald ich mit dem Schreiben beginne, verflüchtigt sich die Mehrzahl der vorausgedachten Formulierungen, verneigt sich (demütig, ehr­fürchtig, furchtsam?) vor der sich kolossal breitma­chenden Gegenwart, die ich selten stärker empfinde als in sol­chen Augenblicken. Alles verblaßt, und vertraute Menschen, die den Raum betreten, werden zu Fremden, zu Stören­frie­den, denen ich kaum einen Blick zuwerfe, wo wir doch einem Hund, der uns jammervoll an­blickt, wenigstens ei­nen Knochen hinwerfen.)

Ja, ja

Bis 1994 sind die Bücher Heinz Küppers für mich gleichsam unbeschriebene Blätter. In diesem Fall ist mir, im Gegensatz zu vielen anderen Fällen, keineswegs bewußt, was ich versäume. Ich kenne den Namen natürlich, aber da ich keine Tageszeitung lese, be­komme ich nur gelegentlich und am Rande etwas mit, was mit Heinz Küpper in Zusam­menhang steht, wenn etwa der Wochen­spie­gel einen Hinweis oder gar einen Bericht bringt. Ja, ja, habe ich wohl immer wie­der gedacht, was dieser schrift­stellernde Deutschlehrer aus Bad Münstereifel, der einst in Bonn und Berlin Germanistik und Geschichte studierte, schon schrei­ben mag. Wird schon nich so doll sein. Und so lese ich weiter unbekümmert meine/n Alfred Andersch (den Roman Winterspelt zähle ich zu den stärksten Büchern, deren Ort der Handlung die Eifel ist), Jurek Be­cker, Elias Canetti, Eva Demski, Gisela Elsner, Hubert Fichte, Harald Gröh­ler, Ernst Herhaus, Franz Innerhofer, Uwe Johnson, August Kühn, Hans Lebert, Klaus Modick, Hans Erich Nos­sack, Hanns-Josef Ortheil, Heinz Pi­ontek, Michael Roes, Jochen Schimmang, Uwe Timm, Bern­ward Vesper, Dieter Wel­lershoff und Michael Zeller, nicht ahnend, was ich ver­passe, indem ich auf die Lektüre der Bü­cher von Heinz Küpper pfeife.

Alles und nichts

Ich enge literarische Phänomene nicht gern mit Begriffen wie ›experimentelle Prosa‹, ›Naturge­dicht‹, ›Liebesroman‹ oder ›Popliteratur‹ ein. (Herrliches Paradoxon: Soeben verwende ich sie.) Viele dieser Begriffe stimmen hin­ten und vorne nicht, sagen alles und gar nichts und klammern Entscheidendes aus. Manchem Autor, den man in diese oder jene dieser Schubladen steckte, wurde das regel­recht zum Verhängnis. Trotzdem – nun suche ich tapsend, tastend nach ersten Annähe­rungen, die Prosa Küppers zu umschreiben und bediene mich notwendigerweise für ein paar Augenblicke eines solchen Konstrukts: ›Pro­vinzliteratur‹.

»Sind Heinz Küppers Bücher ›Provinzliteratur‹?« fragt Kraus lauernd, und ich antworte geschwind und nehme ihm (für den Moment jedenfalls …) den Wind aus den Segeln: »O ja, sehr gute sogar!« Dubliners von James Joyce, Deutschstunde von Siegfried Lenz, Die Blechtrommel von Günter Grass fallen mir, pars pro toto, als herausragende Beispiele ein, wenn ich den Begriff ›Provinzlite­ratur‹ denke. Viele große Romane der Weltliteratur sind Pro­vinzlite­ratur. (›Provinzliteratur‹ ist seit etlichen Jahren im Literaturbetrieb ›in‹. Das hat mit dazu geführt, daß Nor­bert Scheu­ers schöne Literatur aus der Eifel im Feuilleton gerühmt und regel­mäßig mit gut dotieren Preisen bedacht wird. Auf diese Weise ist Kall/Eifel zum literarischen Markenbegriff geworden. Jeden Le­ser, der diesen Prosaband noch nicht gelesen hat, möchte ich ermuntern, das demnächst einmal zu tun. Ein gut strukturiertes, schroffes Stück Lite­ratur, dessen literarische Qualität im 2009 erschie­nenen Roman Überm Rauschen noch einmal bestätigt wird. Den Gedichtband Ein Echo von allem, dem ich in Ohne Punkt & Komma. Lyrik in den 90er Jahren, viele Seiten gewidmet habe, empfehle ich im selben Atemzug.) Der in Berlin ansässige Autor und Übersetzer Stefan Monhardt schreibt als Re­aktion auf die Lektüre von Aus dem Hinter­land. Lyrik nach 2000: »Provinz und Hinterland sind überall. Auch und gerade in Berlin.« So hat Heinz Küp­per Provinzlite­ratur im mehrfachen Sinn geschrieben: angesiedelt in Provinzstädten wie Euskir­chen, angesiedelt in der westdeutschen Pro­vinz Eifel, angesiedelt im – gemessen an Metropo­len wie London, Paris und New York – provin­ziellen Berlin. Was hätte er stattdessen tun sol­len? Die Geschichten – ›seine‹ Geschichten – liegen doch überall in den hinterländi­schen Gossen herum. Küpper hat die Sprache dafür, also nichts wie ran an den Speck.

Zufall

Heinz Küpper muß nicht suchen, die Schreibanlässe fallen ihm, zwangsläufig, zu. So können die Themen der Romane und Erzählungen nicht gesucht wirken, wie das in den zeitgenössischen li­terarischen Er­zeugnissen seit einiger Zeit vielleicht häufiger denn je der Fall ist. Das klingt im in­neren Monolog der Grünschnäbel & Co. ungefähr so: »Worüber schreibe ich denn jetzt mal, ist ja schon alles ab­gegrast, ach ja, aber über die alten Griechen könnte ich doch etwas schreiben, was so noch nie­mand …«

Heinrich Böll, Peter Handke, W. G. Sebald – ich benenne exemplarisch drei Autoren mit höchst unterschiedlichen Schreibansätzen der Jahrgänge 1917, 1942 und 1944 – sind Autoren, die per se etwas zu sagen haben und das in der ihnen eigenen Art immer wieder meisterhaft vorführen. Auf diese Weise haben sie als leidvoll erlebte individuelle, gesell­schaftliche, historische, politische Kri­sen ein Leben lang bearbeitet, um vielleicht am Ende einen Teilfrieden wenigstens zu machen mit sich und der Welt.

Hat Küpper diesen Frieden mit sich und seiner Welt machen können?

Der wie Heinz Küpper im Jahre 1930 geborene Helmut Kohl sprach früher schon mal gern von der »Gnade der späten Geburt«. Wat soll dat denn sein? Wir werden geboren, ohne daß uns jemand danach fragt. Dieser Tatbestand allein ist bereits gnadenlos. Egal: Für den Schrift­steller ist es vielleicht, je bri­santer die Lage, eine Gnade, zum früheren Zeitpunkt gebo­ren zu sein – so hart das für das zer­brechliche Ego sein und bis zum bitteren Ende wohl bleiben mag. Die außerordentlichen, bösen, harten Erfahrungen fehlen den jungen Schriftstellern, denen der erhitzte Babyspeck immer wie­der zwi­schen die Zeilen tropft, im deutschen Sprachraum nach 2000. Von solchen extremen Er­fahrungen, die man niemandem wünscht, führen selbst der ›erst‹ 1930 geborene Heinz Küpper und an­dere sensible Zeitgenossen soviel im Sturmgepäck mit sich, daß ich als Autor neidisch werden könnte. Der 1936 verstorbene Karl Kraus fällt nicht unter die historisch wohl einmalige Kohlsche Katego­rie. Während ich diese Zeilen schreibe, fällt der Blick immer wieder auf die von Shafiq Naz besorgte Sammlung deutscher Dichtkunst Der deutsche Lyrikkalender. Jeder Tag ein Ge­dicht, und ich lese:

Man frage nicht, was all die Zeit ich machte.
Ich bleibe stumm;
und sage nicht, warum.
Und Stille gibt es, da die Erde krachte.
Kein Wort, das traf;
man spricht nur aus dem Schlaf.
Und träumt von einer Sonne, welche lachte.
Es geht vorbei;
Nachher war’s einerlei.
Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte.
 

Aber – was nützen alle Erfahrungen, wenn du die Sprache nicht hast? Böll hat sie, Sebald hat sie, Handke hat sie, Küpper hat sie, die unverwechselbare eigene Sprache. Ich lese drei Sätze und ver­sinke in dieser Sprache. Egal, wie rauh der Ton, wie ernst das Thema, wie bedrückend das be­schriebene Schicksal: Wie im Whirlpool komme ich mir vor, wie in eine flauschige Decke gehüllt, unter der es allerdings eisigfeurig heißfrostkalt werden kann. Je höher der alltägliche Druck, je mächtiger der Grad an Befremdung, je schärfer der Gegenwind, um so mehr Rückhalt, Trost, Verständnis, Zu­flucht finde ich in den Büchern von Autoren, die mir ihre Sprache gleichsam zur Verfü­gung stellen, somit fortlaufend auch die rück­ver­sichernde Alea­torik des Re­flek­tierens und das Spiel mit dem Eigenen möglich macht, wie Gerhard Falkner sich im Zusammenhang mit den besonderen Trümpfen des Lesens ausdrückt. Beim Lesen von Küppers Prosa höre ich die wie Lava aus dem Innersten flutende Stimme heraus. Er hat es einfach drauf, das epische Spre­chen.

By the way:

Küppers Erzähler labern und schwafeln immer wieder mal gern. Nichts, was unkom­mentiert bliebe. Dazu fällt mir diese Stelle aus Kiesel & Kastanie ein: Schwafeln beispielsweise ist eine Todsünde guten Erzählens – außer, man beherrscht es so, wie Mar­tin Walser es in den besten Romanen zeigt, ganz zu schweigen von Thomas Bernhard, der es von Roman zu Roman in höchste Höhen geführt hat. Ohne Heinz Küpper mit ei­nem dieser beiden Autoren vergleichen zu wollen: Auch Heinz Küpper ge­hört in die Kaste der Meisterschwafler. Auf den 700 Seiten der Seelenämter übertreibt er es zuwei­len, nein, immer wieder, wenn er seitenweise die Dinge buchstäblich bis zum Geht­nichtmehr dreht und wendet, wendet und dreht, um sie abschließende ein weiteres Mal zu drehen und zu wenden. Aber es muß wohl so sein.

Beispielsweise im Vergleich mit einem Roman des bekannteren Raoul Schrott schneidet Seelenäm­ter dennoch deutlich besser ab, wie ich in einem früheren Text über Küpper betone: »Bei Raoul Schrotts Mammutroman Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde brauchte es 96 Seiten, um zu der Entscheidung zu kommen, auf die folgenden über 600 Seiten zu verzichten, was vielleicht ein Fehler war, wer weiß. Es gab zu dem Zeitpunkt zwar keinen eigentlichen Grund, die Lektüre abzubrechen, aber es sprach bis dahin auch nichts mehr dafür – diese tour de force sprach mich einfach nicht an. Oder lag es am nebligtrüben Wetter? An übersäuertem Magen? Während mich Schrotts Wälzer Die Erfindung der Poesie regelrecht zu Begeisterungsstür­men hingerissen hatte, konnte ich im Falle von Tristan nie die Aufregung nachvollziehen, die dieses Buch im Jahre 2003 unter den Kriti­kern hervorrief. Genausowenig verstehe ich, daß ein sich auf so originelle und eindringliche Art mit deut­scher Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts befassender Autor wie Heinz Küpper nach 2000 fast keine Beachtung mehr findet in den Feuilletons in deutschen Lan­den. Heinz Küpper (1930–2005) hat beispiels­weise mit Seelenämter, in dem der gewitzte Uraltprie­ster Jakob wieder einmal die erste Geige spielt, ebenfalls einen umfangrei­chen – geistreich, iro­nisch, lakonisch grundierten – Roman geschrieben, der loh­nende Lektüre vom Anfang bis zum Ende garantiert.«

Der Faktor Übertreibung gehört ›natürlich‹ und ›naturgemäß‹ (wie es bei Thomas Bernhard, dem Weltmeister der Hyperbel,  heißen würde) zum Baukasten des Schrift­stellers Heinz Küpper. Dabei muß er damit rechnen, daß der ungeduldige Le­ser viele Seiten über­springt, wenn Jakob von Hölzchen auf Stöckchen, von Ästlein auf Zweiglein kommt, ja, das strengt auch schon einmal an beim Lesen, und man braucht ziemliche Ausdauer und zähe Be­harrlichkeit, um man­ches Riff zu umschiffen, manche Klippe zu erklimmen, aber das kennen wir spätestens seit James Joyce, Robert Musil und Hermann Broch, von Hans-Henny Jahnn, Arno Schmidt und Peter Weiß ganz zu schweigen. »Ohne Fleiß kein Preis«, pflegten die Lehrer zu sa­gen, wenn ich die Hausaufgaben einmal wieder nicht vorlegen konnte, was in erster Linie an den dicken Büchern lag, die ich statt der Erledigung der Hausaufgaben las, aber das konnten die mei­sten Lehrer sich schlecht bloß vorstellen, und so habe ich es ihnen erst gar nicht zu vermitteln versucht.

Sag mir nicht …

»Ein Autor, dem es nicht gleichgültig ist, ob Leser ihm folgen oder nicht, kann kein guter Schriftsteller sein, ohne Kompromißlosigkeit geht gar nichts«, wirft Peer Quer mal wieder ungefragt ein. Diejeni­gen, die beispielsweise versucht ha­ben, Heinz Küpper lektorierend unter die Arme zu greifen, wissen, wovon ich spreche. Ich kenne keine Einzelheiten, kann es mir bei diesem Euskirchener Eifeler jedoch lebhaft vorstellen. In die Augen (die mich aus einer Photographie heraus in einer Mischung von Distanz, Güte und Skepsis nicht unfreundlich anblicken), die mich in jenem Moment des vorsichtigen Versuchs, einen klei­nen Veränderungsvorschlag zu machen, wohl angeblitzt hätten, hätte ich nicht schauen mögen. Womit ich nicht sa­gen will, daß ein Autor sich nichts sagen lassen soll. Ich bin davon überzeugt, auch Heinz Küpper hat Hinweise beherzigt. Zugegeben hat er es womöglich eher selten. Wie­derum im deut­schen Lyrikkalender lese ich, wie kategorisch Christian Saalberg mit dieser Frage um­geht. Die Auftaktzeilen des Gedichts lauten: Sag mir nicht, wie Gedichte zu schreiben sind. / Es wäre ver­geudete Zeit.

In Kiesel & Kastanie

heißt es im Kapitel über die Erzählungen von Katja Kutsch: Flüssi­ges, klares, unprätentiöses Erzählen – und keinesfalls das pure Ausgestalten von Denk- oder Sprechblasen – steuert, reizvolle Stoffe und originelle Ideen vorausgesetzt, naturge­mäß auf gute Geschichten zu, von denen lesende Menschen nie ge­nug ergattern können. Gut erzählen konnte Heinz Küpper gut. Die Geschichten fesseln. Was er erzählt und wie er es erzählt, das ist interessant, spannend, überzeugend. Die Erzählstimmen kommen aus dem innersten Dasein, das verknüpft ist mit einer Kindheit und Jugend in einer westlichen Provinz Deutschlands im Dritten Reich und das beseelt ist von seiner Lebensge­schichte, die ihn zu seinem durch und durch sowie von Beginn an stimmigen Stil geführt hat, den ich lesend erlebe als fabelhaft ineinanderfließendes Konglomerat, das Schwingungen ermöglicht zwischen Geist und Gefühl, Ehrlichkeit und Schlitzohrig­keit, Ernst und Humor, Güte und Strenge, Klarheit und Rätsel, Intellekt und Gespür, inhaltlich-sprachlicher Authentizität und pro­fessioneller Formbewußtheit, Lockerheit und Disziplin »usw.«, wie es bei Friederike Mayröcker immer wieder heißt.

Feldwege · Boulevards

Wenn Küpper einmal die Fährte der Geschichte gewittert, gar Blut geleckt hat, läßt der innere Schriftstellerhund nicht mehr locker. Dann geht es, holterdiepolter, über Stock und Stein durch die miefigen Straßen von Euskirchen, über die holprigen Feld­wege der Eifeler Höhendörfer und in die engen Gassen am Kölner Eigelstein. Nicht zu vergessen die beschädigten Berliner Boule­vards, auf denen der Student aus dem Rhein­land in die Fußstapfen von Bertolt Brecht und Gott­fried Benn zu treten versucht. Da gibt es kein Halten mehr, und ich lese gebannt, den Rest der Umwelt vergessend, bis in die tiefe Nacht und die grauen Morgenstunden hinein, wie Ferver, Ja­kob und Konsorten hartnäckig deren Spuren nachgehen.

Sagt das alles etwas aus über die Qualität der Literatur Heinz Küppers und das Können dieses Schriftstellers? Das müssen Sie entscheiden. Ich mache mir in diesem Augenblick wieder einmal bewußt, daß Menschen eine Menge von sich selber ausplaudern, wenn sie vermeinen, über an­dere zu schreiben. Das macht nicht nur nichts, nein, das erscheint mir gut und richtig so und ist zudem unvermeidlich.

Notabene ›Qualität‹:

ein weiterer schwieriger, schwammiger, streitfördernder Begriff, wenn es um Literatur geht. (Immer­hin – auf englisch oder niederländisch ein ausgesprochen schönes Wort.) Was ich als Möglichkeit der ›Qualitätsfin­dung‹ in der Literatur ausschließe: das Anlegen von Meßinstrumenten. Von Buch zu Buch glaube ich immer stärker – wie Smilla im Hinblick auf Schnee – das Gespür für die Qualität von Aufbau, Form, Sprache und Struktur in Ge­dichten, Erzählungen und Romanen zu empfinden. Dabei für mich ent­scheidend: Wort und Wortkombi­nation (Kollokation bzw. Kookkurenz) – auch das Wort, das nicht ver­wendet wird. Das Territo­rium der Wörter: ein Minen­feld. Nicht nur Gedichte sind aus Wörtern gemacht. – – – Indem ich, solche Gedanken reflexiv einbeziehend, lese, möchte ich ver­meiden, allzuviel Zeit mit Ausschuß und Schund zu vertun – nichts weiter. Kein ›Kritiker‹ hilft hier weiter: Der Le­ser, der naturge­mäß mit jedem Buch an Erfahrung im Umgang mit Literatur gewinnt, ist sich selbst der Nächste. Auch Fräulein Smilla blieb mit ihrem Gespür für Schnee – allein.

›Eigentlich‹

Mit den 6.613 Wörtern dieses Essays will ich ›eigentlich‹ dies bloß zum Ausdruck bringen: Le­sen Sie Heinz Küppers Bücher, machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Das hätte aber wahrscheinlich nicht gereicht, um als eigenständiger Beitrag hier veröffentlicht zu werden: So bin ich, wie die Oberstu­fenschüler bei der Gedichtanalyse, zur Geschwätzigkeit verdammt. Erfolgsgarantien im Hinblick auf Aussagekraft können im vorliegenden Fall allerdings grundsätzlich nicht gegeben werden. Einschätzungen erfol­gen ohne Gewähr der Nachvollziehbarkeit. Ne jute Mann, hätte Adenauer vielleicht berlinert. Oder kannte er den 1930 geborenen Autor etwa, der 1963 mit Simplicius 45 debütierte?

Lassen wir einmal dahingestellt sein, ob jener nicht immer so gute Mensch von Rhön­dorf Simpli­cius 45 las oder nicht (die Zeit hätte er gehabt, nachdem er im selben Jahr den Kapellmeisterstab hatte übergeben müssen) – das Debüt Heinz Küppers war jedenfalls so vielversprechend, daß man eine Karriere à la Walter Kempowski erwarten durfte. (In dem 1972 bei Kröner publizierten Band Moderne Weltliteratur. Die Gegenwartsliteratur Europas und Amerikas be­tont Manfred Durzak die herausragende Stellung von Günter Grass’ Roman Die Blechtrom­mel innerhalb der deutsch­spra­chigen Literatur nach 1945, in dessen Kontext Romane wie Manfred Bielers Bonifaz oder Der Ma­trose in der Flasche, Günter Kunerts Im Namen der Hüte, Paul Schallücks Don Qui­chotte in Köln, Ger­hard Zwerenz’ Casanova und Heinz Küppers Simplicius 45 benannt werden.) Hier und dort war gelegentlich zu hören, Heinz Küpper sei in späteren Jahren nicht immer zufrieden gewesen mit dem Status, den er als Autor eines sehr kleinen Verlags in Deutschland ein­nahm. Walter Kem­powski war das – bei wesentlich höheren Auflagen und einer zumin­dest moderaten feuilletonisti­schen Präsenz – auch nicht. Eine solche Präsenz ist ja nun für den eigentlichen Erfolg unwesent­lich. Ich gehe dem Feuilleton gern aus dem Weg und nehme wirtschaftliche Verluste dabei, nur selten mit den Zähnen knirschend, in Kauf. Denn der Erfolg ist, ganz einfach, das gute Buch, das überzeu­gende Werk, das der Schriftsteller hinterläßt. ›Erfolg‹ ist aber auch, wenn die literarische Arbeit im Leben des Autors Funktionen übernehmen kann, Krisen­mo­mente zu überstehen oder gar zu überwinden. Wenn ich Küppers autobiographische Schriften richtig verstehe, so war das Schreibzimmer für ihn immer wieder Refugium, Schlupfwinkel, Ausweg. Auch wenn Schreiben Knochenar­beit ist: Schreiben gehört zu den schönsten Tätigkeiten im Leben des Schriftstellers. Die förderlichen Faktoren für den ins Leben Geworfenen, dessen großes Glück das Schrei­ben ist, kann ich nicht hoch genug bewerten.

Das Werk Heinz Küppers liegt seit etlichen Jahren – in Einzeltiteln sowie bei den Jakob-Romanen als Jubiläumsausgabe in drei Bänden – im Verlag Ralf Liebe (vormals Landpresse) vor. Es stellt in der Gesamtheit eine wesentliche Be­reichung für jede Büchersammlung dar. Küp­per ist eine markante Stimme der deutschen Nachkriegsli­teratur, die nicht überhört werden darf. (Karl Otto Conrady) Heinrich Vormweg betont die Spannung, die sich auflädt aus der skrupellosen Sachlichkeit und unerbittlichen Intensität, mit denen dieser Erzähler Wahrnehmungen und Erfahrungen in die Sprache holt … Humor ist dabei nicht ausgeschlossen.

Apropos ›Werk‹:

Fulminant ist die Umkreisung genannte Gesamtausgabe der Werke in ei­nem – umfangreichen – Band von Rainer Maria Ger­hardt (1927–1954), den ich vor wenigen Tagen gelesen habe. Gerhardt, im deutschen Sprachraum nahezu, bei Lyrikern und Le­sern in den USA keineswegs vergessen, war der erste deutsche Übersetzer Ezra Pounds. Mit Hans Arp, Robert Creeley, Max Ernst, Charles Olson und anderen Künstlern und Dichtern jener Zeit befreundet, versucht er in den Jahren 1949 bis 1954 vehement, je­doch völlig vergeblich, die Moderne in dieses zerschos­sene Niemandsland zu kata­pultie­ren. Gerhardts totales Engagement kommt zu früh für ein Land, das zuerst einmal ein Wirt­schaftswunder – mit allen Begleiterscheinungen – braucht, bevor es sich mit der in vielen Ländern seit Jahrzehnten etablierten Dichtung der Moderne auseinander­setzen kann. Als er den erlittenen Schiffbruch, entsetzt und verzweifelt, erkennt, nimmt Ger­hardt sich das Leben. Das von Uwe Pörksen vorzüglich, ja, liebevoll edierte Gesamt­werk ist 2007 bei Wallstein in Göttingen erschienen. Es läßt mich die Augen untertassengroß aufreißen ange­sichts eines in nur wenigen Jahren entstandenen lyrischen, essayistischen, herausgeberischen, korrespondierenden, übersetze­rischen und verlegerischen Gewalt­akts. Hätte Gottfried Benn sich für diesen Fall einmal bloß vom Olymp herabbegeben und Gerhardt und dessen fragmente-In­itiativen mit kleinen Hinwei­sen gefördert, statt sich ihrer zu bedienen und fortan gegen den of­fenbar als Bedrohung empfun­denen geni­alischen, unerschrockenen, zornigen jungen Mann zu intrigieren, die Lyrik der 1950er Jahre, zu deren Verächtern ich notabene nicht gehöre, hätte wohl eine andere Entwick­lung ge­nommen. Hans Magnus Enzensberger und Rolf Dieter Brinkmann taten auf ihre Art das, was Gerhardt verwehrt blieb. Das 1960 von Enzensberger eingerichtete Mu­seum der Poesie und Brink­manns Acid. Neue amerikanische Szene von 1969 sind inter­nationale Ly­rik nach Deutschland beför­dernde Anthologie-Klassiker, bei denen Rainer Maria Gerhardt als Lyrikerzengel mit himmli­schem Fingerzeig Pate gestanden hat – ga­rantiert.

Gemessen also an Rainer Maria Gerhardt steht Heinz Küpper mit Werk und Wir­kung im deutschen Sprachraum so schlecht nicht da. Ein weiterer Autor, der mir in diesem Zu­sammenhang einfällt, ist Christian Saalberg (1926–2006), über den ich an anderer Stelle schreibe:

Seit jeher

ist es das gleiche Spiel zwischen öffentlichem Erfolg und Literaturbetrieb: Die einen, die (nicht im­mer gar so) gut sind, werden irgendwie nach oben gespült, sind in al­ler Munde und behaupten sich oft über Jahrzehnte, die anderen, die bisweilen besser sind, bleiben unter Insidern hochgehandelte Geheimtips, von denen die Mehrzahl der Feuilletonisten nicht einmal ahnt, daß es sie gibt. Der begnadete Dichter Christian Saal­berg, der 1963 mit Die schöne Gärtnerin debütierte und der an Christi Himmelfahrt 2006 im Alter von acht­zig Jahren verstarb, war Zeit seines Le­bens ein solcher Geheimtip. Hätte er ein wenig mehr Aufhebens um die eigene Person gemacht, hätte er die richtigen Kontakte gehabt, hätte er einmal durch einen guten Zufall den richtigen Men­schen bei den entsprechenden Empfängen, zu denen er nicht ging, getroffen, so wäre ihm weit mehr Beachtung geschenkt worden, als dies der Fall war.

Mit Heinz Küpper ist es ähnlich. Symptomatisch der freundschaftliche Kontakt zu Heinrich Böll, von dem er selber nicht wweiß, warum er diesen nach einigen Jahren einschlafen läßt, wie ich in einem Text des Erzählbandes Hermann Rohr und andere lese. Nach Jahren trifft man sich noch einmal zufällig bei einer Veranstaltung, und Böll fragt, warum Küpper sich nicht mehr ge­meldet habe. Dabei bleibt es. Mit ziemlicher Si­cherheit hätte Böll sich von Küpper nicht zweimal bitten lassen müssen, Verbindungen herzustellen. Das aber war nie Küppers Ding. Er ging kon­sequent und im besten Sinne halsstarrig seinen Weg.

»Es ist halt alles relativ«,

heißt es in Ödön von Horváths Theaterstück Italienische Nacht. Wir wis­sen, daß Horváth am 1. Juni 1938 im Pariser Café Marignan den Regis­seur Robert Siodmak trifft, um mit ihm über die Verfilmung des Romans Jugend ohne Gott zu sprechen, und daß er am selben Abend während eines Gewitters auf den Champs-Élysées durch einen herabstürzenden Ast erschla­gen wird. Horváth wird 37 Jahre alt. Wer liest noch die Romane – Der ewige Spießer, Jugend ohne Gott, ein Kind unserer Zeit – dieses großartigen Autors? Es ist halt alles relativ.

Hat Heinz Küpper über diese banale Erkenntnis im Zusammenhang mit Werk und Rezeption in Deutschland nachgedacht? Beneidete er Heinrich Böll um des­sen großen Er­folg? War er später (nachdem er völlig in Vergessenheit zu geraten drohte) zufrieden mit der Tat­sache, daß ein ehemaliger Schüler ihm die Gelegenheit bot, daß die Romane wiederaufgelegt und die neuen in dessen Verlag erscheinen konnten? Oder hoffte er, daß diese Gelegenheit bloß Sprungbrett sein möge, um in höhere Ver­lagssphären zu gelangen? Unter den Autoren, die in der Eifel geboren wurden bzw. hier gelebt haben, zähle ich Küpper zu den wenigen, deren literarische Werke Kieselsteine, wenn nicht Felsbrocken sind in der zer­klüf­teten LiteratUrlandschaft des deutschen Sprachraums.

Im Wikipedia-Artikel lese ich:

Der Westwall in der Eifel

Die Eifel liegt zwischen Aachen im Norden, Trier im Süden und Koblenz im Osten. Sie fällt im Nord-Os­ten entlang der Linie Aa­chen – Düren – Bonn zur Niederrheinischen Bucht ab. Im Osten und Süden wird sie vom Rhein- und Moseltal begrenzt. Westwärts geht sie in Belgien und Luxemburg in die geolo­gisch verwandten Ardennen und den Luxemburger Ösling über. Sie berührt Rheinland-Pfalz und Nord­rhein-Westfalen sowie den Raum Eupen – Sankt Vith – Luxemburg. Die höchste Erhebung ist die Hohe Acht (747 m), ein Vulkankegel. Ihren Namen erhielt die Eifel vom karolingischen Eifelgau, der annähernd dem Ge­biet um die Quellen der Flüsse Ahr, Kyll, Urft und Erft entsprach. Auto­ren aus an die Eifel angrenzenden Städten wie Aachen, Bonn, Koblenz und Düren sowie den Ländern Belgien und Luxemburg berücksichtige ich in der Zusam­menstellung vom Sistiger Sehepunkt aus nicht. Grenzfälle blei­ben – gerade in diesem Gebiet – im­mer.

Den exzellenten Roman Eifel des in Trier lebenden Schweizers Walter Schenker, dessen Erstaus­gabe 1982 bei Am­mann in Zürich erschien, möchte ich allerdings ebensowenig unerwähnt lassen wie die 2008 er­schienene Erzäh­lung Schullandschaft mit Lehrer des Luxemburgers Henri Dor, die wie ein Film vorm geistigen Auge abläuft. Endlich eine sich mit dem Spannungsfeld Schule, Lehrer, Schüler, Eltern, Ge­sellschaft in dieser Zeit auseinanderset­zende Geschichte mit Biß und Tiefgang, die mich von der ersten Zeile an in den Bann zieht und bis zur letzten nicht los­läßt.

Diese kleine, aber schlagkräftige Litera­turkohorte besteht aus einer guten Handvoll von Einzel­kämp­fern, die ich in al­phabetischer Reihenfolge kurz vor­stelle:

Der 1947 in Dinklage geborene und in Houverath bei Bad Münstereifel lebende Jochen Arlt hat sich als Autor mehrerer Gedichtbände, vielleicht mehr noch als Herausgeber zahlreicher wegweisender regiona­ler Anthologien ei­nen guten Namen gemacht. Elke Erb, 1938 in Scherbach bei Rheinbach geboren und in Berlin lebend, gehört zu den originellsten Schöpferinnen von Literatur in Deutsch­land. Ursula Krechel wurde 1947 in Trier geboren, nach langen Jahren in Frankfurt am Main lebt sie heute in Berlin. Aus ihrem Werk mit zahlreichen originellen Lyrik- und Prosatiteln hebe ich hier den Roman Sizi­lianer des Gefühls hervor, der bedeutsame Be­züge zur Eifel aufweist. Rolf Persch, 1949 in Bonn geboren, lebt seit 1999 in Üxheim. Er hat rund zehn Gedichtbände veröffentlicht, von denen ich mein stuhl und ich sowie das kleid unseres duft, beide in der edition fundamental erschienen, gelesen habe. Norbert Scheuer, 1951 in Prüm geboren und in Kall-Keldenich lebend, tut sich als nüchterner Chronist der Heimat her­vor. Er verfaßt Gedichte, kurze Prosa und Romane, in denen mit lakonischer, ungeschönter Sprache Eifeler Ein­zelschicksale porträtiert werden, die exemplarisch stehen für das nicht immer einfache Leben in einer abseitigen Region. Clara Viebig wurde 1860 in Trier geboren, sie starb 1952 in Berlin. Innerhalb ihres großen Werks spielen die in der Eifel angesiedelten Ro­mane, von denen ich Das Weiberdorf stellvertretend benenne, eine zentrale Rolle. Zu guter Letzt gehört in diese Runde Theodor Weißenborn, 1933 in Düsseldorf geboren und in Hof Raskop bei Land­scheid lebend, der zwar über fünfzig Bücher geschrieben hat, von denen ich Die Killer sowie Fragmente der Liebe. Prosa aus fünf Jahrzehnten gelesen habe.

Endorphin

Es hat sich herumgesprochen, daß ich zu den Menschen gehöre, bei denen das Ge­räusch eines vor dem Haus haltenden Personenkraftwagens mit gelber Farbe ei­nen unvermittel­ten Endor­phinschub auslöst. Wie recht hatte Pawlow mit dem hündi­schen Versuch. Jeden und jeden Tag verspüre ich ab zehn Uhr fünfzehn dieses pri­ckelnde Gefühl im Bauch, und ab zehn Uhr fünf­unddreißig stehe ich komplett unter Strom. Die Anspannung wird beinahe unerträglich, wenn der Postbote aussteigt und zu­nächst die drei Häuser gegenüber und neben uns bedient. Stets kommt er zu uns zuletzt. Oft muß er noch einmal zurück zum Auto, um kleinere oder grö­ßere Sendun­gen aus dem Kofferraum zu holen. An einem Morgen, im Lyrikkalender lese ich in ei­nem Gedicht Erich Frieds An ihren Worten hast du sie erkannt, / mit ihren Worten hast du sie erschlagen, bringt er ein Paket von Zweitausendeins, das mit zehn zeitgenössischen Ro­manen bestückt ist: Matthias Al­tenburg ∙ Landschaft mit Wölfen (1997), Volker Braun ∙ Das Wirklichgewollte (2000), Mi­chael Krüger ∙ Das falsche Haus (2002), Michael Lentz ∙ Muttersterben (2002), Friederike Mayröcker ∙ Magische Blätter (2001), Armin Müller-Stahl ∙ Hannah (2004), Adolf Muschg ∙ Das gefangene Lächeln (2002), Cees Nooteboom ∙ Die folgende Geschichte (1991), Thomas Rosenboom ∙ Neue Zeiten (2004) und Peter Weber ∙ Bahnhofsprosa (2002). Die Bücher lenken zunächst von den Gedanken an Heinz Küp­per ab, um sogleich schnell zu ihm zurückzuführen. Ich setze doch so gern Autoren und Bücher zueinander in Beziehung: Wen oder was ordne ich nun neben, über, unter wem oder was ein, was ist Kiesel, was ist Brocken? Die Lektüre wird es zu­tage fördern.

In diesem Augenblick

vergleiche ich zum erstenmal Heinz Küpper mit dem Schweizer Autor Werner Bu­cher (1938), dessen gesamte – formale, sprachliche und strukturelle – Art, Literatur zu verfassen, der Heinz Küppers na­hekommt, ohne daß man einander einen Platz streitig machen könnte: Beide sind dafür viel zu starke, knorrige, den eigenen Weg beschreitende Schriftstellerty­pen mit jeweils reichhaltigem Fun­dus an Lebensgeschichte. Schriebe ich einen weiteren Absatz über Küpper, gliche dieser in verblüffender Weise dem, was ich vor einiger Zeit in Kiesel & Kasta­nie über Bucher schrieb:

»Werner Bucher hat in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von gewichtigen Zeit- bzw. Gesell­schaftsroma­nen (unter dem Pseudonym Jon Durschei auch Kriminalromane geschrieben, deren Helden die kleinen Leute, die Au­ßenseiter oder die Menschen sind, die nicht anders können, als Sand ins Getriebe der Welt zu streuen. Ich schätze Werner Bu­cher als beherzten und engagierten Autor von Romanen, die mir unter die Haut gehen. Unter den fünf Romanen – Tour de Suisse (1977), Ein anderes Leben (1981), Lazarus (1989), Unruhen (1998) und Im Schatten des Campanile (2000) ha­ben mich Ein anderes Leben (die Aufarbeitung der traurigen Lebensgeschichte des Va­ters) und Unruhen (die Ausei­n­andersetzung mit den Studenten­unruhen in Zürich) ganz besonders in den Bann gezogen. Die Helden Buchers spre­chen eine eigene klare Sprache. Sie werden als eigensinnige, kritische Köpfe in Unruhen oder Im Schatten des Cam­panile be­kämpft bzw. argwöh­nisch beäugt, und ihnen liegt eins sehr am Herzen: die Welt ein bißchen wenigs­tens bes­ser zu machen. Dieses Sendungsbewußtsein hält der Schriftsteller Bucher formal in Schach, indem er die Gedanken, Ge­fühle, Beschreibungen und Erzählungen wachsam und vorsichtig, klar und zupackend verfertigt; dar­über hinaus fin­den die stets zündstoffgeladenen Geschichten Individuum kontra Gesell­schaft gern auf verschiedenen geistigen und zeit­lichen Ebenen statt. So wird ihnen eine komplexe Struktur zuteil, die entscheidend zur Zeitlosigkeit der enga­gierten Prosa Werner Bu­chers beiträgt.«

Westdeutsche Familiengeschichte

Während ich das vorletzte der zehn Bücher Heinz Küppers lese – den schmalen Erzählband Westdeutsche Familiengeschichte von 2004 – überprüfe ich nolens volens das, was ich in den letzen Wo­chen zu Heinz Küpper und dessen Prosa gedacht und in den vergangenen Tagen formuliert habe. Mit Bedacht läßt Küpper die hochgebildeten Erzähler die Worte wählen, ohne Eile, ausführlich erzählen sie die Geschichten (gern auch Geschichten in der Geschichte). Immer vermeine ich den rheinischen Tonfall bei den stets redegewand­ten, vordergründig eher bescheiden als großspu­rig auftretenden Erzählern herauszuhö­ren, die nach und nach all das zum besten geben, was ihr unerschütterliches Anliegen ist. Eindringliches und lakonisches Erzählen, ironisches und selbstiro­nisches Reflektieren, detailgenaue und sinnliche Darstellung, schlitzohrige und ernsthafte Vertie­fung des In­halts, Motivs, Themas oder Sachverhalts sind den Küpperschen Erzählern stets zu ei­gen.

Metaprachlich

Die Urft (mit Stausee) · Quelle: Wikipedia

»Keine Bange«, ermutige ich Mrs Columbo, die noch nicht restlos überzeugt zu sein scheint, »selbst die metasprachlichen Auslassungen sind amüsant.« Denn vom spezifischen Auto­rentemperament her kann Küpper gar nicht anders, als die von ihm erfundenen Er­zähler zwar genau, sogar penibel, aber gleichzeitig humorvoll mit den Kümmernissen und bisweilen ange­deuteten theoretischen Grundvoraussetzungen des Daseins umgehen zu lassen. Sie behaupten in luftigen Erzählhöhen gern, nicht Herr der Erzählung zu sein, behalten gleichzeitig unterm Tisch die Fäden fest in der Hand, lassen nicht locker, bis sie die Geschichte (die nicht gut ausge­hen muß) erzählt haben. Sie bedienen sich in­nerhalb der weitschweifenden Satzgefüge der kom­pletten Registratur der Sprachorgel: In den wie Ahr, Rur, Erft, Kyll und Urft dahinfließenden Grundton tröpfeln – naturgemäß – die verschiedensten Wortklänge, die mal ›altväterlich‹, mal jung­spundforsch (›gaga‹), mal salopp, zumeist jedoch von lakonischer Art sind, und sie greifen, grobschlächtig, wie sie zwi­schendurch gern einmal sind, ohne mit der Wimper zu zucken, so es denn ›zum Verrecken‹ not­wendig ist, in eine der unteren Schubladen. Gern stellen sie – den Verlauf typischer deutscher Syntax unter­wandernd – Adverbien, um der Betonung willen, ans Ende der Hauptsätze, damit diesen selbst­redend weitere veranschaulichende, be- und umschreibende Neben­sätze bzw. er­weiterte Infini­tive einschließlich aller erforderlichen Aufzählungen und Einschübe folgen kön­nen. Es ist nicht mehr und nicht weniger als das Unerläßliche und selten ein Wort zuviel. Im zweiten Roman, dem spröden Milch und Honig, dem einzigen Buch Küppers, bei dem ich als Leser nicht so recht auf Betriebstemperatur komme, schon gar nicht.

Die klugen (auch bauernschlauen) Erzähler wissen sehr genau, wovon sie sprechen: Der Back­ground der jewei­ligen Sachthemen ist lückenlos recherchiert und wird zwar en passant, aber uner­bittlich eingeflochten in den Gang der Geschehnisse. Da kennt Küpper kein Pardon: Er gewährt den Erzählern betont lange Leine, räumt ihnen alle Zeit der Welt ein, sich zu erklären, Fachlexika zu zitieren, Sprachunterschiede zu erläutern, aber niemals denke ich, der Schwimmer in diesem Delta, ich sei in einer langweiligen Seminarveranstaltung, nein, stets bin ich auf der Hut, ver­nehme jedes einzelne Wort und bin gespannt, wohin die Geschichte denn jetzt schon wieder mit mir will. »Herrlich«, würde der Kölner Dachde­ckermeister Benether dazu sagen, läse er Küppers Erzählungen, wozu er sich die Zeit aber wahrscheinlich nicht nehmen kann, zu sehr ist er damit befaßt, telefonisch die ver­rücktesten Aufträge loszuwerden. (Apropos Köln: Küpper setzt dem Gesamtkunstwerk der Trude Herr in Westdeutsche Familiengeschichte ein schö­nes Denkmal. Angeregt durch die Lektüre dieser einfühlsam verfaßten Zeilen, habe ich mir umge­hend Gérard Schmidts 1991 erschienene 320seitige biographische Aufzeichnungen Trude Herr. Niemals geht man so ganz besorgt. Auch ich bin ein Verehrer dieser wunderbaren Frau. Ihr Song Die Unschuld ist große Kunst.)

Immer wieder

elektrisieren mich Passagen und Sequenzen, von denen ich die von den Steinen auf des Thomas Grab aus Westdeutsche Familiengeschichte hier festhalte; sie erscheinen mir im Kern wie Kennzeichnungen dessen, was Literatur, wie Heinz Küpper sie schreibt, kann:

Ich habe sie im Auge. Ich glaube nicht mehr, daß es sich um Kieselsteine handelt, die auf das Grab geschüttet worden sind. Kieselsteine, auch die weißesten, die reinrassig weißen, strahlen nicht eine solche Leichenfarbe aus, fühlen sich nicht körnig an, lassen sich nicht ankratzen mit einem scharfen Strahl, bis sie bröckeln und Krümel absondern. Kiesel­steine sind fest und zeigen doch Strukturen, Linien, die Segmente abgrenzen, zeigen Farbnuancen, Farbspiele. Auch in den weißen schimmert ein Hauch von Farbe auf, und wie sie sich anfühlen! Unnachgiebig und doch freundlich für den Tastsinn in unserer Epidermis! Jeder Kieselstein ist ein Kerl wie Samt und Seide, wie es in dem Liedchen ein Mann von sich selber besingt:

War das ne große Freud,
als mich der Herrgott schuf.
Ein Kerl wie Samt und Seide,
nur schade, daß er suff.

Die Versiegelung

Literarische Präsenz und Wirkung Heinz Küppers, dieses authentischen, engagierten, leiden­schaftlichen, streitbaren, treuen, zuverlässigen Menschen mit kerniger und einer dem unaufhör­lich mäandernden Denken angepaßten Sprache, sind noch längst nicht ausgereizt in diesen un­wegsamen, nicht zu überschauenden deutschen Literaturlanden, nicht einmal für Leser, die das Werk bereits vollständig zu kennen glauben. (In ›meinem‹ Fall harrt der Roman Linker Ne­benfluß der Donat der Lektüre: Wahrscheinlich würde ich ihn gar nicht wiedererkennen. Andererseits macht er mich bestimmt nicht auf seine Person aufmerksam, wenn er mich einmal sieht in der Stadt. Ich habe ihn höchstens sechs-, siebenmal in meinem Wagen mitgenommen. Meistens saß er hinten, eingequetscht zwischen die anderen, auf einem Platz, den es amtlich überhaupt nicht gab. Einmal, als wir zwei alleine fuhren, hat er vorn neben mir gesessen, einmal bei Überfüllung lag er im Kofferraum, den ich etwas offenließ.) Sollte dies also noch eines Beweises bedürfen, hier die letzten, selbstre­dend dem Schriftsteller Heinz Küpper eingeräumten Worte dieses Essays, ge­lesen in der Er­zählung Die Versiegelung, die auf ihren gut fünfzig Seiten all das aufblitzen läßt, was Heinz Küp­pers Prosa auszeichnet und wesentlich macht:

Als nun der Lügenbold Hitler, der ihm eine Zeitlang über zu sein schien, in mir langsam, aber sicher abstarb wie ein Abszeß in der Lunge und ich wieder atmen konnte, zum ersten Mal frei atmen konnte, tat ich das gleich exzessiv und wurde für ein Jahr Atheist und pfiff auf alles. Ich hatte noch keinen Bart, und eine Son­derkarte für Rasierseife stand mir mit meinen 15 Jahren auch noch nicht zu. Mein Freund Matthias, der nicht älter war als ich, hatte einen und ließ ihn stehen und ging so aufs Kartenamt und bekam eine. Zum Appell brauchte niemand mehr (was für eine absurde Vor­stellung: ich muß zum HJ-Dienst). Aber in die Kirche gin­gen wir wieder alle, ob Stoppelträger oder Milchgesicht, wir, die man ein Jahrzehnt später die weißen Jahr­gänge nennen würde, weil wir zwar im Krieg, aber so gerade nicht mehr Soldat gewesen waren. Zur Bundes­wehr ging dann nur einer von uns, in die Kirche alle außer den evangelischen und dem einen katholischen Jungen, den die Amerikaner als Werwolf mit Schußwaffe erwischt, vor ein Gericht gestellt und im Sommer 45 in ei­ner Sandkuhle erschossen hatten.

* * * 

Der Zaungast ∙ Roman ∙ 416 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 2002.
Die Versiegelung ∙ Erzählung ∙ 52 Seiten ∙ In: Simplicius und die Seinen ∙ Geschichtsverein ∙ Euskirchen 2009.
Hermann Rohr und andere. Erzählungen vom Rand der Biographie∙ 199 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 1998.
Linker Nebenfluß der Nogat ∙ Roman ∙ 336 Seiten ∙ Verlag Ralf Liebe ∙ Weilerswist 2009.
Milch und Honig ∙ Roman ∙ 143 Seiten ∙ Middelhauve ∙ Köln 1965.
Seelenämter ∙ Roman ∙ 567 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 2000.
Simplicius 45 ∙ Roman ∙ 188 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 1997.
Westdeutsche Familiengeschichte. Drei Erzählungen∙ 62 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 2004.
Wohin mit dem Kopf Kriminalerzählung ∙ 135 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 1998.
Zweikampf mit Rotwild ∙ Roman ∙ 334 Seiten ∙ Landpresse ∙ Weilerswist 1996.
 
Weiterfühend →
Ulrich Bergmann mit einen Kommentar zu frühen Gedichten Heinz Küpper.
 
In memoriam Heinz Küpper
(* 10. November 1930 in Euskirchen; † 18. November 2005 in Mechernich)
 
 

* * *

Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.