Die Enkel-Epigonen

 

Die Enkel-Epigonen von Gerhard Rühm, der nach Deutschland ausgewandert ist – so wie viele österreichischen „Geistes- und Literaturgrößen“ und dort (tief ein-) gewirkt und seine Spuren hinterlassen hat, die schlagen jetzt mit Rühm-Epigonentum, gemischt mit Dadaismus – den sie nicht kennen, genauswenig wie die internationale Lyrik – zurück. Seelenlose Lyrik! – ist das Gequatsche. Und einer kopiert den/die andern. Alle schwimmen in derselben Sauce; der H.C.Artmann, dieser Hohepriester der Sprache, jeglicher Sprache, würde sagen: Sie stecken alle im selben GATSCH fest. Und maximal hätte er eine schwache Handbewegung und ein müdes Lächeln dafür über. So, ich muß mich zusammenpacken zum Schwimmen. Ich mach aber keine 10 Längen mehr mit meinem von einigen Brüchen kaputten Bauch, in dem keine Muskulatur mehr ist, sodaß er mir dann, so wie die beiden letzten zwei Tage wehtut; und ich ein Stützmieder tragen muß. Ach-ja: Privates meiden! Naja. ich bin da anders. Ich teile mich – bei aller Distanz, auf die ich achte und Wert lege – doch immer wieder auch privat mit. Es ist wie ein Schulterklopfen im Vorbeigehen. Bei Freunden wird das zum Gespräch, zu einer aufgebauten und gefühlten, ja eben fühlbaren Nähe. So habe ich das in den vielen Begegnungen in meinem Leben erfahren: nämlich daß ich die Gabe der respektvollen Annäherung habe; und eine solche auch von anderen zulasse. Sorry, für soviel Buchstabe- und Wörter-Transpositionierungen aus mir heraus in den PC und zu Ihnen. Haben Sie einen guten Tag; und ich meine es wirklich so. Ein guter Tag ist viel wert! Das weiß ich, das kann ich sagen. „Und wir wollen ihn gut leben“ – heißt es in einem meiner ganz frühen Gedichte. Jetzt, in meiner Position weiß ich auch: Am Abgrund steht man schnell genug einmal; „so schnell kannst goa ned schauen“ – würde der H.C. Artmann vielleicht sagen. Nachtrag zu etwas Österreichischem, einem Phänomen: Sogar den eigenen Namen stehen sie dir. Jetzt kannst nimmer einfach sage „der HC“ und den Artmann, den Dichterfürsten meinen; jetzt meint „das österreichische Volk“ (Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg vor dem Hitler-Einmarsch in Ö. im Radio) nämlich den ehemaligen Vizekanzler und Volksverhetzer „H.C.Strache“. So ist das hierzulande mit der Metamorphose: Der Rühm wird zu XY-Schwachsinn-„Literatur“ verwandelt.

 

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Schriftstellerbegegnungen 1960-2010 von Peter Paul Wiplinger, Kitab-Verlag, Klagenfurt, 2010

Wiplinger Peter Paul 2013, Photo: Margit Hahn

Weiterführend → KUNO schätzt dieses Geflecht aus Perspektiven und Eindrücken. Weitere Auskünfte gibt der Autor im Epilog zu den Schriftstellerbegegnungen.
Die Kulturnotizen (KUNO) setzen die Reihe Kollegengespräche in loser Folge ab 2011 fort. So z.B. mit dem vertiefenden Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Druck und Papier, manche Traditionen gehen eben nicht verloren.

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